Träume gehören zu den Privilegien der Reichen
In Schwanentage eröffnet Zhang Yueran einen seltenen und oft verborgenen Blick in die chinesische Gesellschaft, ihre Oberschicht und die ungeschriebenen Regeln des sozialen Miteinanders, ebenso wie des mächtigen Einparteienstaats.
Protagonistin Yu Ling ist seit vielen Jahren Kindermädchen des 7 Jährigen Kuan Kuan in einer wohlhabenden, einflussreichen chinesischen Familie: die Mutter Künstlerin und Tochter eines einflussreichen Funktionärs, der Vater erfolgreich in der Wirtschaft, nicht zuletzt dank der Kontakte des Schwiegervaters. Als Yu Ling sich unter Einfluss ihres Partners auf eine Entführung Kuans Kuans einlässt, um selbst am Wohlstand zu partizipieren, wird zeitgleich der mächtige Großvater und mit ihm die ganze Familie in einen Korruptionsskandal verwickelt und Yu Lings Plan nimmt eine vollkommen unerwartete Wendung.
Über Yu Lings Leben in der Familie vermittelt der Roman Einblicke in die Welt der (städtischen) chinesischen Oberschicht, und der besonderen Rolle von Angestellten, oft aus ländlichen Regionen, darin. Eine Illusion von Zugehörigkeit umgibt Yu Ling durch ihre Partizipation am Lebensstil der Familie, Limousinen, teuere Theaterplätze und doch ist nichts davon ihre eigentliche Welt und kann ihr jederzeit mit einem Schlag genommen werden. Die Illusion von Zugehörigkeit zerplatzt so regelmäßig, wenn Angestellte wie Yu Ling auf sich selbst und ihre Herkunft im Klassensystem zurückgedrängt werden. Wie ein falsches Leben in Widersprüchen wirkt Yu Lings Existenz: Nähe und vollständige Abhängigkeit, in Verbindung mit dem Klassensystem ein Leben in unbegreiflicher Fallhöhe, vermeintlicher Luxus, jedoch ohne echte Freiheit.
Die Klassenunterschiede werden dabei insbesondere auch im Kontrast von Yu Lings Familie und der der Hausherrin überdeutlich. Die Rolle als Frau der Arbeiterschicht ist gezeichnet von (männlicher) Gewalt und Entbehrungen, und dies über Generationen hinweg, sodass dies in Yu Lings Umfeld bereits als völlige Normalität gilt.
Am Beispiel der Hausherren zeichnet Yueran wiederum den Aufstieg von Funktionären nach und gibt Einblicke in die Mechanismen von Macht und Herrschaft im modernen China.
Seite für Seite arbeitet die Autorin so in der Geschichte um Yu Ling und ihre Arbeitgeber heraus, wie Klassenschranken im Einparteienstaat China wirken und wie gleichzeitig Frauen in jeder Klassenlage in dem patriarchal geprägten System diskriminiert werden. Besonders erhellend sind dabei die Narrative, die Yueran pointiert aufdeckt und mit denen sowohl Frauen der Arbeiterklasse als auch der Funktionärseliten ihre Rolle im System internalisiert haben und diese kaum in Frage stellen.
Dass all dies so eindrucksvoll gelingt, ist auch der besonderen, schnörkellosen Sprache der Autorin zu verdanken, die distanziert und zugleich mit Tiefe und analytischem Blick die Abhängigkeiten, Zwänge und Möglichkeiten nach Herkunft, Klassenlage und Geschlecht ausleuchtet.
So wird der Roman, der als Entführungsgeschichte beginnt, zu einem Lehrstück über die Funktionsweise der chinesischen Gesellschaft und der Rolle von Frauen darin. Absolute Empfehlung!
Protagonistin Yu Ling ist seit vielen Jahren Kindermädchen des 7 Jährigen Kuan Kuan in einer wohlhabenden, einflussreichen chinesischen Familie: die Mutter Künstlerin und Tochter eines einflussreichen Funktionärs, der Vater erfolgreich in der Wirtschaft, nicht zuletzt dank der Kontakte des Schwiegervaters. Als Yu Ling sich unter Einfluss ihres Partners auf eine Entführung Kuans Kuans einlässt, um selbst am Wohlstand zu partizipieren, wird zeitgleich der mächtige Großvater und mit ihm die ganze Familie in einen Korruptionsskandal verwickelt und Yu Lings Plan nimmt eine vollkommen unerwartete Wendung.
Über Yu Lings Leben in der Familie vermittelt der Roman Einblicke in die Welt der (städtischen) chinesischen Oberschicht, und der besonderen Rolle von Angestellten, oft aus ländlichen Regionen, darin. Eine Illusion von Zugehörigkeit umgibt Yu Ling durch ihre Partizipation am Lebensstil der Familie, Limousinen, teuere Theaterplätze und doch ist nichts davon ihre eigentliche Welt und kann ihr jederzeit mit einem Schlag genommen werden. Die Illusion von Zugehörigkeit zerplatzt so regelmäßig, wenn Angestellte wie Yu Ling auf sich selbst und ihre Herkunft im Klassensystem zurückgedrängt werden. Wie ein falsches Leben in Widersprüchen wirkt Yu Lings Existenz: Nähe und vollständige Abhängigkeit, in Verbindung mit dem Klassensystem ein Leben in unbegreiflicher Fallhöhe, vermeintlicher Luxus, jedoch ohne echte Freiheit.
Die Klassenunterschiede werden dabei insbesondere auch im Kontrast von Yu Lings Familie und der der Hausherrin überdeutlich. Die Rolle als Frau der Arbeiterschicht ist gezeichnet von (männlicher) Gewalt und Entbehrungen, und dies über Generationen hinweg, sodass dies in Yu Lings Umfeld bereits als völlige Normalität gilt.
Am Beispiel der Hausherren zeichnet Yueran wiederum den Aufstieg von Funktionären nach und gibt Einblicke in die Mechanismen von Macht und Herrschaft im modernen China.
Seite für Seite arbeitet die Autorin so in der Geschichte um Yu Ling und ihre Arbeitgeber heraus, wie Klassenschranken im Einparteienstaat China wirken und wie gleichzeitig Frauen in jeder Klassenlage in dem patriarchal geprägten System diskriminiert werden. Besonders erhellend sind dabei die Narrative, die Yueran pointiert aufdeckt und mit denen sowohl Frauen der Arbeiterklasse als auch der Funktionärseliten ihre Rolle im System internalisiert haben und diese kaum in Frage stellen.
Dass all dies so eindrucksvoll gelingt, ist auch der besonderen, schnörkellosen Sprache der Autorin zu verdanken, die distanziert und zugleich mit Tiefe und analytischem Blick die Abhängigkeiten, Zwänge und Möglichkeiten nach Herkunft, Klassenlage und Geschlecht ausleuchtet.
So wird der Roman, der als Entführungsgeschichte beginnt, zu einem Lehrstück über die Funktionsweise der chinesischen Gesellschaft und der Rolle von Frauen darin. Absolute Empfehlung!