Treu ergeben

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emmmbeee Avatar

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Obwohl das Kindermädchen einer reichen chinesischen Familie im Begriff ist, ihre Entführungspläne mit ihrem Zögling umzusetzen, muss sie anders reagieren, als ihr Chef verhaftet wird und seine Frau verschwindet. Jetzt trägt Yu Ling plötzlich die ganze Verantwortung für den Jungen und das Haus. Wie sie mit der Situation umgeht, will ich nicht verraten, das muss jeder Interessierte selbst lesen.
Hier geht es um eine sehr loyale junge Frau, sowohl was ihre Familie als auch ihre Arbeitgeber betrifft, damals wohl eine Rarität unter den Angestellten. Und das, obwohl sie ringsum eine große Wankelmütigkeit wahrnimmt, auch bei ihren Chefs. Einzelne Außenstehende und ungünstige Tatsachen kommen hinzu und fordern sie in ihren Entschlüssen. Was im Zug der Handlung recht unwahrscheinlich wird, ist, dass sie bescheiden und still bleibt, wie das auch in der fernöstlichen Literatur zum überwiegenden Teil deutlich erkennbar ist. Doch geht es in der Handlung keineswegs um Traditionen, sondern um das moderne Leben, um Umstürze und neue Rechte.
Der Sprachstil ist frisch, zeitgemäß, fließend, hat Drive und Farbe, Spannung besteht von Beginn an. Die Figuren, vor allem die weiblichen, sind scharf umrissen, wobei Yu Ling eindeutig die Sympathien und ein großes Maß an Mitleid für sich verbuchen kann.
Das Coverbild deutet keineswegs auf die Schwäne im Titel hin, eher auf ein gewisses Maß an Macht, Unterdrückung und Eitelkeit. Es gefällt mir trotzdem gut in seiner Dynamik.
Mir ist aufgefallen, dass der Schutzumschlag dieses Buch nicht nur eine ganz besondere Haptik spüren lässt, sondern auch einen speziellen, leicht säuerlichen Geruch hat.