Sehr enttäuschend. Schade um die Lesezeit.

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wedma Avatar

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Auf die neue Folge mit Leander Lost & Co. war ich neugierig. Die Reihe fand ich bisher sehr gut und bereichernd, erfuhr man doch so spannende Dinge über die Geschichte Portugals und noch spannendere, faszinierende Einsichten in die Mentalität der Portugiesen. Noch eine gute Portion an lokalem Flair, und schon waren (fast!) alle Hauptzutaten für einen gelungenen Regiokrimi da.
In dieser Folge konnte ich leider nicht so viel davon entdecken.
Dafür aber eine Unmenge an Dingen, die mir jede Menge an schlechter Laune beschert haben. Ich hätte am liebsten abgebrochen. Es machte echt keinen Spaß.
Schon allein sich durchwurschteln müssen durch die raue Unmenge an platten Dialogen! Kein Wunder, dass der Krimi sich über 400 Seiten erstreckt. Man hätte „das Vergnügen“ locker auf unter 300 Seiten kürzen können, denn von der Substanz ist da nicht viel bei.
Um das auszugleichen, wurde herzhaft in die Schublade Sex sells gegriffen. „Wahnsinnig aufregend“.
Die Geschichte an sich ist wenig mitreißend oder spektakulär. Spannung kann man gleich vergessen, denn es plätschert und plätschert und kommt nicht zu Rande. Und der Täter wird, wie ein Kaninchen aus dem Hut, auf den letzten Seiten hergezaubert. Von solchen Krimis halte ich rein gar nichts Gutes. Seine Motive eben schnell erklärt und das war es.
Spätestens ab der Hälfte wurde mir klar, dass hier nichts Gescheites wird. Und ich musste an die 3-Sterne Rezension denken, deren Verfasser sich enttäuscht zeigte und sich zu 3 Sternen durchringen konnte, hpts. weil die Beschreibungen der Algarve schön wären. Meine Enttäuschung wuchs, je weiter ich las. So langsam wurde mir schade um meine Lesezeit. DA konnte ich mir echt etwas Besseres vorstellen. Nur das Pflichtgefühl (Leseexemplar) ließ mich bis zum Ende durchhalten. Aber eigentlich, ich hätte doch lieber bei der Hälfe dieses Pamphlet sein gelassen. Hätte mir jede Menge schlechter Laune erspart.
Es gibt vieles, was mir stark missfallen hat, insb. im letzten Drittel. Ich fasse mich kurz: Ich war empört über den miserablen Umgang mit dem Leser. Wenn man so viel an Mumpitz/Verklärung, dümmlicher Propaganda, unglaubwürdigen Wendungen der Handlung und noch mehr Mist zusammenschreibt, für wie minderbemittelt (dumm, ungebildet, unfähig zu denken usw.) hält man bitte die Leser, sodass es für möglich gehalten wird, so etwas überhaupt zu bieten?
Die Figuren kamen mir geradezu hölzern vor. Keine konnte mitreißen und durch die Geschichte führen. Kasperletheater ist ein Meisterwerk dagegen.
Ich kam aus dem Kopfschütteln am Ende nicht mehr heraus. Und ich habe mich tüchtig geärgert. Klar war: Der werte Autor hatte keine gute Geschichte parat. Eine Folge musste aber her. Und da kommt so etwas dabei heraus. So etwas Gezwungenes, Konstruiertes, Möchte-gern-Bombastisches, um zu blenden und darüber hinweg zu täuschen, dass hier an Substanz fehlt. All diese Versuche, die emotionale Ebene anzudocken, muteten geradezu stümperhaft an. Pausieren wäre kluger gewesen.
Es gab zwar einige Dinge, die ich zunächst durchaus begrüßen konnte: 1. Die eine oder andere atmosphärische Beschreibung der Natur, des Lebens im Süden, der Mentalität der Menschen dort. Leider ist dies zu kurz geraten, nur paar Stellen. 2. Die akuten gesellschafspolitischen Themen, die hier angesprochen wurden, aber nur an der Oberfläche leicht gekratzt, dabei aber ein wortreiches Blendewerk drum herum hergerichtet. 3. So manche Einsicht in die menschliche Psyche, philosophisch angehauchte Sprüche/Weisheiten, die dem Ganzen eine gewisse Tiefe verliehen. Das war es dann auch schon. Die o.g. Nachteile, längst noch nicht alle, die ich aufgeführt habe, wiegen dagegen schwer.

Fazit: Die schwächste Folge der Reihe. Sehr enttäuschend. Selbst wenn man ein Fan ist, kann man diese Folge einfach überspringen und hoffen, dass die nächste besser wird. Momentan schaut es aus, dass die Reihe ins Leere gelaufen ist. Lesen Sie lieber in Ihrer knappen Lesezeit ein gutes Buch. Mir ist unendlich schade um meine vergeudete Lesezeit. Ich lösche die Datei schnell von meinem Reader.