Südfranzösisches Grauen

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Spannend ist bereits der Prolog des Krimis "Schwarzer Lavendel", denn es wird die Situation einer jungen Frau geschildert, die in Gefangenschaft aufwacht, ohne sich erinnern zu können, wie sie dorthin gekommen ist. Hier wird schon geschickt mit dem Leser gespielt, denn die ersten Sätze schaffen ein Bild vor dem Auge des Lesers, das positiv ist: "Susan wollte nur noch schlafen. Schlafen, schlafen und irgendwann in ihrem gemütlichen Pensionszimmer aufwachen, mit dem Blick auf den Hafen. Und den warmen Wind in ihren Haaren spüren, der nach Meer und Sonnenöl roch." (Seite 7). Dann aber wird Stück für Stück enthüllt, dass es sich bei diesen Bilder um Trugschlüsse handelt: "Aber die schönen Bilder wollten nicht in ihrem Kopf haftenbleiben. Sie wurden verschluckt von einem Nebel aus Schmerz. Ein scharfer Schmerz, der wie mit Nadeln von innen gegen ihre Augen stach. Bei dem Gedanken, die Augen jetzt öffnen zu müssen, wurde ihr schwindlig. Ein galliger Geschmack stieg in ihrer Kehle hoch" (Seite 7) und am Ende des Prologes ahnt man, dass die junge Frau umgebracht wird: " Ihr Körper bäumte
sich ein letztes Mal auf." (Seite 11),

Im ersten Kapitel steht der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter im Mittelpunkt. Er scheint einer der zentralen Ermittlerfiguren des Romans zu sein, wie auch der Klappentext deutlich macht.

Im zweiten Kapitel erfährt man, dass die deutsche Touristin Anna Winter ihre Schwester im Polizeirevier von Le Lavandou als vermisst meldet. Die stellvertretende Polizeichefin macht der Touristin keine Hoffnungen. Annas Reaktion darauf; "»Sie wollen mir nicht helfen.« Das war eine Feststellung. »Aber Sie machen einen Fehler. Einen ganz großen Fehler.«" (Seite 24) wirkt wie eine düstere Vorausahnung ... die Spannung wächst weiter.

Nach einer weiteren Episode um Leon Ritter im dritten Kapitel, die aber noch nicht unmittelbar mit dem Fall zu tun zu haben scheint, geht die Spannung im vierten Kapitel weiter, denn dort wird beschrieben, wie ein Mann, der mit einem Jäger verglichen wird, eine Eidechse fängt und genussvoll tötet. Möglicherweise der Mann, der anfangs die junge Frau gefangen genommen und gefoltert hat?
Dies wird noch nicht offenbar, da die Leseprobe nach diesem Kapitel endet.

Insgesamt wird aber deutlich, dass es sich um einen spannenden Krimi handelt, in dem nicht nur der Fall, sondern auch die Ermittlerfiguren eine Rolle spielen - für Krimileser, die dies mögen, ein Plus, da die Ermittler dadurch lebendig und echt wirken. Interessante Figuren, ein spannender Fall, detaillierte Beschreibungen, viele Stellen, in denen der Leser durch das personale Erzählverhalten eng an die Figuren gebunden wird, dazu viel Lokalkolorit - eine gute Mischung und damit beste Voraussetzung für einen spannenden Krimi!