Der Mörder ist nicht immer der Gärtner ….

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miss marple 64 Avatar

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….im Weinberg.

Remy Eyssen legt den 2. Band seiner Reihe um den Gerichtmediziner Dr. Leon Ritter vor. Der Prolog zieht den Leser gleich in die Geschehnisse hinein, sieht er sich doch gleich mit der entführten und misshandelten Biologiestudentin Susan Winter konfrontiert.
Szenenwechsel- rund um das Städtchen Le Lavandou beginnt die Weinernte, die nicht nur fleißige Helfer aus dem Ort sondern auch aus aller Welt anzieht. Anfang September, wenn die Touristen sich zurückgezogen haben, wird es etwas ruhiger in der Provence. Dr. Ritter, aus Frankfurt am Main im 1. Band zugezogen, erhält von seiner Tante einen kleinen Weinberg mit Haus geschenkt. Bei seiner ersten Inspektion wird in einem kleinen Schuppen in der Nähe eine mumifizierte Leiche gefunden und schon ist er mitten drin in seinem neuen Fall. Von der Handlung sei hier nicht zu viel verraten, sonst braucht man keinen Krimi lesen.
Dem Autor gelingt es, seine Figuren weiter zu entwickeln. Dr. Ritter zeigt sich wieder sehr engagiert in seiner Arbeit, geht jedem Detail nach, bis er sogar selbst in Gefahr gerät. An seiner Seite agiert Capitaine Isabelle Morell, die stellvertretende Polizeichefin. Sie ist doppelt gefordert, einmal durch ihren Job, wo sich täglich bei ihren männlichen Kollegen ihren „Mann“ stehen muss und auf der anderen Seite durch ihre pubertierende 15-jährige Tochter, die langsam versucht sich abzunabeln. Isabell kann das nur schwer ertragen, da ihre Tochter beim letzten Fall in großer Gefahr war. Dr. Ritter ist oft Fürsprecher für die Tochter.
Wäre da nicht der Fall, der bis zum Schluss sehr spannend geschrieben ist, würde der Leser durch die Schilderung der wunderschönen Landschaft und der Lebensweise der Menschen in der Provence, schon fast in Urlaubsstimmung versetzt werden. So genießen die Figuren einen köstlichen Wein, eingelegte Oliven, geschmackvollen Käse. Während des Lesens wandert man durch die Weinberge, sieht bei der körperlich sehr anstrengenden Weinlese zu oder flaniert in Nizza auf der Promenade. Also fast ein Leben wie Gott in Frankreich, wäre da nicht ein Serienmörder am Werk.
Einen Punkt der Kritik möchte ich aber anmerken: Der Sinn des Titels und des Buchcovers erschließt sich mir nicht durch den Krimi. Hier wird der Käufer, der sich evtl. davon leiten lässt, auf eine falsche Fährte gelockt. Auch wenn der Lavendel typisch für die Provence ist, sollte man ihn nicht „überstrapazieren“. Zu viele Bücher im derzeitigen Mainstream bedienen sich seiner und es kommt ein wenig der Verdacht auf, dass er als „Lockvogel“ dient.