Die Mischung macht es!

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Buchmeinung zu Remy Eyssen – Schwarzer Lavendel

„Schwarzer Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2016 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt. Der Autor ist gelernter Journalist und hat über 100 Drehbücher im Genre Krimi und Thriller für verschiedene Fernsehanstalten verfasst.

Klappentext:

In der Provence ticken die Uhren anders. Daran gewöhnt sich der deutsche Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter nur langsam. Dabei beginnt rund um das Städtchen Le Lavandou gerade die Weinlese und zu seiner eigenen Überraschung wird Ritter selbst Besitzer eines kleinen Weinbergs. Aber die Freude darüber währt nur kurz, denn statt edler Reben wird auf dem Grundstück eine mumifizierte Frauenleiche entdeckt. Der detailversessene Ritter erkennt schnell: Die Tote wurde professionell einbalsamiert. Als eine weitere junge Frau als vermisst gemeldet wird, findet Ritter heraus, dass beide Frauen für die Weinernte in die Provence kamen. Macht jemand Jagd auf junge Erntehelferinnen?
Meine Meinung:
84 Kapitel und ein Prolog umfasst das Buch auf 459 Seiten. Daran und an den vielen Perspektivwechseln erkennt man den Drehbuchautor. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig den Hauptfiguren Dr. Ritter, die stellvertretende Polizeichefin des Ortes und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es eigentlich keine Ecken und Kanten. Alle drei sind furchtbar sympathisch und man kann nicht anders, als sie zu mögen. Man betrachtet die Geschichte aber auch aus der Perspektive des Täters und der des Opfers. Dies nutzt der Autor, um die Geschichte voran zu treiben und die Spannung zu erhöhen, aber auch um sie stellenweise etwas zurückzufahren. In diesen Abschnitten werden zum Beispiel Behördengänge im Nachbarort humorvoll eingebunden. Auch die fortschreitende Integration Leons in die dörfliche Gemeinschaft wird in solchen Einschüben beschrieben. Und natürlich ist Leon ein Womanizer, was sich bei seinen Ermittlungen als hilfreich erweist. Die meisten Polizisten agieren etwas beschränkt und die Sprache ist recht einfach. Bei der Vielzahl an Kritikpunkten dürfte mir das Buch nicht sonderlich gefallen haben, aber ich fand es wunderbar. Remy Eyssen hat eine Mischung gefunden, die mich begeistert hat. Leon Ritter ist ein Mensch, der gefällt und der vieles hat, was man auch haben möchte. Dazu eine Landschaft, wie man sie sich wünscht, eine kleine Liebesgeschichte und so nebenbei ein paar Informationen zum Weinbau und zur Mumizifierung. Auch die Spannung ist gegeben und es gibt ein paar unangenehme Figuren, aber auch jede Menge nette und freundliche Personen, mit denen Leon agiert. Die Beschreibung der pubertierenden Tochter seiner Vermieterin ist wunderbar gelungen. Man spürt das Leben, das in dieser Figur steckt.
Fazit:
Dieses Buch bietet einige Ansatzpunkte zur Kritik, aber dem Autor ist eine herausragende Mischung gelungen. Dazu verzichtet er auch auf unnötige Gewaltdarstellungen und sinnlose Verfolgungsjagden. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen und war einfach nur begeistert. Ich vergebe fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.