Schwarzer Lavendel

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Ein Serienmörder, der seine Opfer auf grausame Weise konserviert, treibt über die Jahre sein Unwesen in Südfrankreich. Der Autor scheint eine medizinische Ausbildung zu haben, denn er weiß über viele Details sehr gut Bescheid. Vielleicht hatte er aber auch nur eine gute Beratung oder hat intensiv recherchiert. Irgendwie wäre das Buch gerne ein Thriller mit allem drum und dran, will aber auch auf die Wohlfühlatmosphäre nicht verzichten, d.h. es muss noch Kuschelfaktor rein. Also wird die offensichtlich heutzutage unvermeidliche Liebesgeschichte im Hintergrund erzählt und dann geht es immer schön abwechselnd, damit sich auch Nervenschwache an die Sache herantrauen. So kommt dann teilweise eher ein Frauen- oder Liebesroman heraus, und der Krimi tritt ein bisschen in den Hintergrund. Dann erinnert sich der Autor an sein Thema und ab da geht es immer schön abwechselnd. Die Splatter-Szenen halten sich in Grenzen, diejenigen, die es gibt, sind gut gemacht und lassen Bilder im Kopf entstehen. Manche Szenen sind mir zu sehr schwarz/weiß gestrickt, z.B. die Geschichte mit dem drohenden Hausabriss oder das Boule-Spiel mit den Profis, das senkt das Niveau des Buches rapide ab und hat keinen richtigen Bezug zur eigentlichen Geschichte. Das hätte man sich ruhig sparen können, dabei werden so viele Klischees bedient, das ist beinahe peinlich. Auf der anderen Seite sind die Charaktere liebevoll gestrickt, man sieht sie direkt vor sich und könnte sich selber vorstellen, mit ihnen befreundet zu sein. Der Autor präsentiert der Reihe nach potentielle Täter, aufgrund der Seitenzahl weiß der Leser jedoch immer schnell, wer es jetzt wieder nicht war. Die Beschreibung von Grausamkeiten hält sich in Grenzen, der Showdown muss halt sein. Der Leser fühlt sich in dem Buch wohl, er kann sich gut vorstellen, in Le Lavandou Urlaub zu machen. Alles in allem ist die Geschichte eine runde Sache und sehr schön zu lesen, wenn auch mit ganz kleinen Schönheitsfehlern.