Knibbeln am Seelenwundschorf

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guaraldi Avatar

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Das Buch werde "niemanden so schnell loslassen", so wird es beworben, "denn es tut weh". Da ist viel Wahres dran: Dieses Buch, diese Geschichte handelt von Rassismus und Sexismus, von Klassendünkel und einem ganz normalen, also von Gewalt und Ungerechtigkeiten durchzogenen Leben. Von Dingen also, über die ... doch, ja: es ließen sich sicher auch Komödien daraus, darüber machen. Jasmina Kuhnke aber, die im Hauptberuf Comedian ist, hat sich für ein anderes Vorgehen entschieden: für ein hartes, ein ehrliches, Be-Schreiben und Verdichten; eine Perspektive, die nicht beschönigt, sonder tatsächlich: weh tut im allerbesten, am Seelenwundschorf knibbelnden Sinn. Wer die Autorin zuerst auf einer Social-Media-Plattform kennelernte, könnte befürchtet haben, ihr Reoman könnte die genannten Themen vieleicht allzu didaktisch verarbeiten; sie könnte eine allezu predigende Stimme wählen. Aber: Es ist anders geraten, dieses Buch; besser, literarischer. Es zeige, und damit noch mal kurz zurück zum Lobsprech der Herausgebenden, "wie Rassismus sich in die Seelen der betroffenen Menschen webt": Kuhnke interessiert das Leid, inteessieren diese Verwobenheiten bei den Menschen, die als Opfer unter all den Ismen leiden - gut so, denn denn diese Perspektive hat, was Aufmerksamkeit angeht, noch viel aufzuholen. Die Bücher, die uns auch das Verstricktsein der Väter und Täter, der Herabschauer, Ausbeuter, Verprügler nahe bringen, können ja andere schreiben.