Familiengeschichte

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brombeere Avatar

Von

Worum geht es?
Ein junge Frau rennt aufs Eis, bricht ein und ertrinkt. Wovor ist sie so panisch geflohen? Wer war sie?

Worum geht es wirklich?
Familie, Vergangenheit und Schweigen.

Lesenswert?
Teilweise ja und teilweise nein. Das Buch hat durchaus Aspekte, die mir außergewöhnlich gut gefallen haben, dafür hat es mich an anderen Stellen aber enttäuscht.
Ein kleiner Hinweis: Auf dem Cover steht, dass es ein Krimi sei und in diese Richtung geht es auch. Es ist kein spannungsgeladener Thriller.
Man begleitet das Duo Henry und Fredrika, erst seit kurzem ein Team, bei ihren Ermittlungen nach dem Tod der jungen Frau. Das Zusammenspiel der beiden fand ich sehr erfrischend und positiv, da es auch ohne gängige Klischees auskam. Die Figuren an sich sind keine ausschließlich guten Menschen, aber auch nicht unsympathisch. Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass weitgehend auf die Beschreibung von Menschen verzichtet wird und auch kein Othering betrieben wird. Mit Menschen wird also im besten Sinne neutral umgegangen und das hat der Geschichte keinen Abbruch getan. Bei einer Person mit einem Rollstuhl ist die Wortwahl allerdings nicht diskriminierungsfrei.
Cover, Klappentext und der Beginn der Geschichte sind spannend und machen neugierig.
Enttäuschend finde ich dann den Verlauf der Ermittlungen, die immer mehr in Vergessenheit geraten, weil Fredrikas Familiengeschichte absolut im Vordergrund steht. Dabei stagniert die Handlung an vielen Stellen, weil beteiligte Personen schweigen und die Auflösung hinauszögern. Dies kann manchmal ganz interessant sein, war mir hier aber zu oft und zu lang. Zeitgleich ist Fredrika genau die Art von Ermittlerin, die privat und Beruf nicht trennen kann und beides noch schlimmer miteinander verstrickt als es ohnehin schon ist.
Das Buch ist der erste Teil der Reihe und es wird zwar der Fall geklärt, die Familiengeheimnisse aber nur teilweise gelüftet. Ich weiß nicht, ob ich einen weiteren Band lesen würde, da mir der Fall viel zu sehr in den Hintergrund gerückt war. Dennoch war es eine bereichernde Lektüre, weil sie sich vielen gängigen Klischees im Bereich Thriller/Krimi nicht bedient hat.