Unübersichtlich und langatmig erzählt

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elke17 Avatar

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Speziell in skandinavischen Spannungsromanen, in denen eine weibliche Hauptfigur im Zentrum der Handlung steht, ist mir diese Ausgangssituation in letzter Zeit vermehrt untergekommen:

Für ihre Ausbildung zur Polizistin verlässt Fredrika Storm in jungen Jahren ihr Elternhaus in Richtung Stockholm. Viele Jahre arbeitet sie bei der dortigen Polizei, bis während eines Einsatzes alles aus dem Ruder läuft. Fredrika hat Probleme damit, dieses traumatische Erlebnis zu verarbeiten und lässt sich zur Kripo in Lund versetzten, ganz in der Nähe ihres Heimatortes. Aber gleich ihr erster Fall macht ihr bewusst, dass man seiner Vergangenheit nicht entkommen kann.

Eine junge Frau bricht auf einem zugefrorenen See ins Eis ein und ertrinkt. Und die einzige Zeugin dieses schockierenden Vorfalls ist Fredrikas Großmutter. Gemeinsam mit ihrem exzentrischen Kollegen Henry wird Fredrika auf den Fall angesetzt, und was sie im Laufe der Ermittlungen herausfinden, reißt alte Wunden auf.

„Schwarzvogel“ ist der erste Band mit Fredrika Storm und scheinbar beabsichtigt die Autorin, mit dieser Protagonistin in Serie zu gehen. Allerdings gibt es doch so einige Schwachstellen, die es bis dahin auszumerzen gilt. Offenbar konnte sich Frau Skybäck nicht entscheiden, ob sie die Geschichte einer dysfunktionalen Familie erzählen oder einen Kriminalroman schreiben wollte, und die Verbindung der beiden Genres hat in diesem Fall dem Spannungsaufbau definitiv nicht gut getan.

Die Familie der Protagonistin, die im Laufe der Ermittlungen immer mehr in Zentrum rückt, ist unglaublich groß, die Verwandtschaftsverhältnisse sind unübersichtlich und jede/r der Beteiligten hat entweder mit einem Problem zu kämpfen oder verbirgt etwas, beides soll unter keinen Umständen ans Tageslicht kommen. Und dann ist da noch das Familiengeheimnis, das spurlose Verschwinden von Fredrikas Mutter, worüber nicht gesprochen wird. Das soll wohl Interesse wecken, wird es doch als Cliffhanger am Ende des Buches eingesetzt. Aber ganz ehrlich? Das interessiert mich nicht die Bohne und kann mich nicht dazu verleiten, diese Reihe weiterzuverfolgen.

Die Autorin schüttet uns mit Andeutungen und Informationsschnipseln zu, wiederholt sich, wenn sie endlos Ermittlungsergebnisse rekapituliert, wieder eine winzige Info hinzufügt und bläht so eine dünne Story auf fast 450 Seiten auf. Von „Psychospannung“ leider keine Spur. Und dem Vergleich mit Elizabeth Georges Lynley-Reihe hält dieser Krimi auch nicht stand. Da war wohl der Wunsch der Marketing-Abteilung der Vater des Gedankens.