Beunruhigende Dystopie

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lexoxnie Avatar

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Dieses Buch spielt in einer Welt nach der Klimakatastrophe. Globalisierung und Gewalt sind scheinbar überwunden und die Menschen leben in kleinen, isolierten Siedlungen. Der "Beruf" der Protagonistin ist es in das Leben anderer, abwesender Menschen zu schlüpfen, z.B. das einer Tochter oder Ehefrau, die von ihren Angehörigen vermisst wird. Für diese "Begegnungen" wird sie bezahlt. Wie man sich vorstellen kann, werden in diesem Zug Fragen nach der eigenen Identität behandelt, nach Beziehungen und dem Spielen und sich Verlieren in solchen Rollen.
Die scheinbare Gewaltlosigkeit in diesem System wird schnell entlarvt: die Ausübung von Gewalt wird im Privaten und heimlich vollzogen und auch die Protagonistin erfährt sie innerhalb und außerhalb ihrer "Begegnungen".
Das Buch stellt Fragen des menschlichen Zusammenlebens, ist mitunter auch sehr spannend, hat aber durchweg eine sehr düstere, bedrückende Atmosphäre. Als Wohlfühlbuch nicht zu empfehlen, aber es hat viele spannende Ansätze. Das relativ offene Ende und der kleine Ausblick "über den Siedlungsrand hinaus" haben mir gut gefallen.