Guter dystopischer Roman
Warum dieses großartige Buch von Amira Ben Saoud „Schweben“ heißt, hat sich mir erst kurz vor Schluss erschlossen. Bis dahin hätte ich es „Begegnungen“ genannt. Doch es trägt seinen Titel zu Recht. Ich finde das Buch grandios. Es berührt ganz viele Fragen, die jeden Menschen betreffen.
Der Roman hat dystopische, science-fictionhafte, philosophische und feministische Züge. Es geht um eine Form menschlichen Zusammenlebens, seine Regeln und die Auswirkungen, die dieses „System“ für jeden einzelnen hat.
Im Mittelpunkt des Buches steht eine Namenlose (von mir weiterhin „Namenlos“ genannt, obwohl der Name sich am Ende enthüllt), die in einer fiktiven Siedlung, die nach einer großen Klimakatastrophe entstanden ist, lebt. Dort herrschen wenige, aber strikte Regeln:
• Kein Davor (keine Erinnerung, Auseinandersetzung mit der Vergangenheit),
• Kein Draußen (Anhäufung von Wissen über, Beschäftigung mit anderen Siedlungen )
• Keine Gewalt (Es gibt keine Gewalt. Wer Gewalt ausübt wird, exiliert)
• Kein Streben nach mehr
Namenlos fügt sich unauffällig und quasi unsichtbar in diese Lebensumstände ein. Auch scheint sie einen perfekten Beruf für sich gefunden zu haben: Sie spielt bzw. imitiert andere Frauen, die aus den verschiedensten Gründen aus ihrer Familie und ihrem Umfeld verschwunden sind und gestattet den Verbliebenen so ein scheinbares Weiterleben mit den Verschwundenen. Dies macht sie quasi bis zur Selbstaufgabe. Sie passt ihren Körper an, studiert die Gewohnheiten , Vorlieben , Abneigungen und Gesten der Frauen ein - bis sogar die Angehörigen glauben sie sei die vermisste Person. Sie verliert sich in der sogenannten „Begegnungsarbeit“ wie sie ihren Job nennt.
Namenlos geht es dabei nicht gut. Sie leidet unter großer Müdigkeit und Alpträumen. Auch die Welt, in der sie lebt, bekommt im wahrsten Sinne des Wortes Risse. Zuerst stellt Namenlos diese rein faktisch im städtischen Schwimmbad fest. Dort ist ein Becken gesperrt. Am Boden klafft ein Riß. Dennoch konzentriert sie sich auf ihren nächsten Auftrag: Das Imitieren von Emma, von der es heißt, dass sie die Siedlung verlassen hat. Auftraggeber ist ihr zurückgebliebener Gatte Gil. Dies soll ihr letzter Auftrag sein. Während die Siedlung immer mehr auseinander fällt, zweifelt „Namenlos“ zunehmend an sich selbst und ihren Wahrnehmungen…. Die Situation eskaliert.
Die Erzählweise von Ben Soud ist klar und kurz. Mit keinem Wort zu viel erzählt sie die Story in kurzen Kapiteln. Es gibt einen Vor- und Nachspann, die die Geschichte einordnen. Die Charaktere haben keine eigentliche Tiefe. „Namenlos“ , Gil, ihr letzter Auftraggeber, Ari und Juri ihre einzigen Bezugspersonen, sind nur knapp umschrieben. Sie erschließen und leben durch ihr Tun und Handeln. Ihre knappe Darstellung passt perfekt zum Stil des Buches.
Fazit: Dies ist ein Buch, das definitiv zum Nachdenken und Darübersprechen einlädt. Auch wenn eine Frau mit ihren Erlebnissen im Mittelpunkt steht, ist es auf keinen Fall ein reines „Frauenbuch“. Es ist für alle, die sich für dystopisch und philosophisch inspirierte Romane interessieren, eine absolute Leseempfehlung.
Der Roman hat dystopische, science-fictionhafte, philosophische und feministische Züge. Es geht um eine Form menschlichen Zusammenlebens, seine Regeln und die Auswirkungen, die dieses „System“ für jeden einzelnen hat.
Im Mittelpunkt des Buches steht eine Namenlose (von mir weiterhin „Namenlos“ genannt, obwohl der Name sich am Ende enthüllt), die in einer fiktiven Siedlung, die nach einer großen Klimakatastrophe entstanden ist, lebt. Dort herrschen wenige, aber strikte Regeln:
• Kein Davor (keine Erinnerung, Auseinandersetzung mit der Vergangenheit),
• Kein Draußen (Anhäufung von Wissen über, Beschäftigung mit anderen Siedlungen )
• Keine Gewalt (Es gibt keine Gewalt. Wer Gewalt ausübt wird, exiliert)
• Kein Streben nach mehr
Namenlos fügt sich unauffällig und quasi unsichtbar in diese Lebensumstände ein. Auch scheint sie einen perfekten Beruf für sich gefunden zu haben: Sie spielt bzw. imitiert andere Frauen, die aus den verschiedensten Gründen aus ihrer Familie und ihrem Umfeld verschwunden sind und gestattet den Verbliebenen so ein scheinbares Weiterleben mit den Verschwundenen. Dies macht sie quasi bis zur Selbstaufgabe. Sie passt ihren Körper an, studiert die Gewohnheiten , Vorlieben , Abneigungen und Gesten der Frauen ein - bis sogar die Angehörigen glauben sie sei die vermisste Person. Sie verliert sich in der sogenannten „Begegnungsarbeit“ wie sie ihren Job nennt.
Namenlos geht es dabei nicht gut. Sie leidet unter großer Müdigkeit und Alpträumen. Auch die Welt, in der sie lebt, bekommt im wahrsten Sinne des Wortes Risse. Zuerst stellt Namenlos diese rein faktisch im städtischen Schwimmbad fest. Dort ist ein Becken gesperrt. Am Boden klafft ein Riß. Dennoch konzentriert sie sich auf ihren nächsten Auftrag: Das Imitieren von Emma, von der es heißt, dass sie die Siedlung verlassen hat. Auftraggeber ist ihr zurückgebliebener Gatte Gil. Dies soll ihr letzter Auftrag sein. Während die Siedlung immer mehr auseinander fällt, zweifelt „Namenlos“ zunehmend an sich selbst und ihren Wahrnehmungen…. Die Situation eskaliert.
Die Erzählweise von Ben Soud ist klar und kurz. Mit keinem Wort zu viel erzählt sie die Story in kurzen Kapiteln. Es gibt einen Vor- und Nachspann, die die Geschichte einordnen. Die Charaktere haben keine eigentliche Tiefe. „Namenlos“ , Gil, ihr letzter Auftraggeber, Ari und Juri ihre einzigen Bezugspersonen, sind nur knapp umschrieben. Sie erschließen und leben durch ihr Tun und Handeln. Ihre knappe Darstellung passt perfekt zum Stil des Buches.
Fazit: Dies ist ein Buch, das definitiv zum Nachdenken und Darübersprechen einlädt. Auch wenn eine Frau mit ihren Erlebnissen im Mittelpunkt steht, ist es auf keinen Fall ein reines „Frauenbuch“. Es ist für alle, die sich für dystopisch und philosophisch inspirierte Romane interessieren, eine absolute Leseempfehlung.