Ruhig erzählte fesselnde Dystopie

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melb2508 Avatar

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Schweben handelt von einer jungen Frau, die in einer dystopischen Welt lebt. Der Klimawandel ist vollzogen und die Menschen leben abgeschottet in Siedlungen ohne Kontakt der Siedlungen untereinander.
Die Ich-Erzählerin hat einen sehr seltsamen Beruf erfunden. Sie schlüpft in das Leben anderer Frauen und imitiert diese, als Schwester, Tochter, Freundin oder Ehefrau. In dieser "Rolle" spielt sie Beziehungen weiter - schlechte, konfliktbeladene.
Als sie zu Emma wird verändert sich jedoch alles in ihrem Leben.
Ich mochte den Roman sehr gerne. Als Dystopie angelegt herrscht beim Lesen die ganze Zeit eine latent beklemmende Atmosphäre. In dem recht kurzen Text, weniger als 200 Seiten, steckt allerdings viel, was mich zum Nachdenken gebracht hat. Durch den Beruf der Ich-Erzählerin, die ihren eigenen Namen nicht mehr erinnert, stellte sich mir beim Lesen oft die Frage, wie definiert man sich selbst und wer ist man eigentlich? Und wie ist das mit Beziehungen? In einer Welt, die Gewalt verbietet, bricht sich diese dennoch irgendwie Bahn - liegt das an dem Wesen der Menschen? Und warum suchen Menschen Beziehungen, in denen sie nicht glücklich sind oder vermeiden Beziehungen, die sie glücklich machen könnten?
Ein tiefgründiger Roman, der mich sehr beeindruckt hat und der zwar phantastische Elemente beinhaltet, aber ohne Effekthascherei auskommt.
Klare Leseempfehlung!