Ein Jahrhundert Geschichte in einem einzigen Leben

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Im Mittelpunkt des neuen Buches von Annett Gröschner steht Hanna Krause. Geboren wurde sie im Kaiserreich, war Blumenhändlerin im Nationalsozialismus und später Kranfahrerin in der DDR. Sie erlebte zwei Weltkriege, eine Revolution und einen Aufstand, zwei Diktaturen sowie zwei Demokratien. Hanna ist keine Heldin, sie war nie politisch aktiv. Ihr einziges Credo heißt: „anständig bleiben“.

Das Buch von Gröschner ist mehreres in einem: es ist ein Frauen- und ein Gesellschaftsroman, es ist aber auch ein Metropolenroman, der mit Magdeburg und Berlin zwei Großstädte der Moderne im 20. Jahrhundert in den Blick nimmt; es ist aber auch ein Roman über Blumen. Das Stillleben „Blumenvase in einer Fensternische“ des niederländischen Malers Ambrosius Bosschaert bildet das Gerüst des Romans. Jeder Blume aus dem Bild ist ein Kapitel gewidmet.

Gröschner erzählt von einer Frau, die es so vermutlich millionenfach gegeben hat, die aber für gewöhnlich in der traditionellen Geschichtsschreibung unsichtbar geblieben ist. In einer angenehm lakonischen und unprätentiösen Sprache erzählt die Autorin anhand der Lebensgeschichte Hanna Krauses ein ganzes Jahrhundert, voller Politik, Industrie-, Stadtentwicklungs- und Familiengeschichte. Diese Kombination macht die Lektüre zu einem Erlebnis. Man kann dem Buch nur möglichst viele Leserinnen und Leser wünschen.