Schwestern bleiben wir immer

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Eine extrem komplizierte Familiengeschichte, die die Protagonistin nach dem Tod der Mutter so peux à peux aufdeckt. Parallel dazu wird die Geschichte ihrer eigenen kleinen Familie erzählt, die gerade zerbricht. Das Spektrum der Gefühle geht von (vermeindlich) hoch nach ganz tief und zurück. Am Ende ist alles wieder gut, jedes Töpfchen hat wieder ein Deckelchen gefunden, alle sind glücklich und zufrieden. Das Ende ist mir zu seicht, zu wenig tiefgehend, zu wenig glaubhaft; und auch zu vorhersehbar, hebt sich nicht aus dem Durchschnitt. Als der neue Nachbar auftaucht, weiß man genau, was wie kommt. Das geht besser. Die Geschichte der Mutter ist jedoch – bei aller Kompliziertheit – gut konstruiert und nachvollziehbar. Überhaupt schreibt die Autorin vom Stil her zwar ein bisschen distanziert, aber nicht langweilig. Allerdings ist Gut und Böse schon klar getrennt, das ist mir ein bisschen zu platt. Hier hätte man die „Bösen“ ein bisschen nachvollziehbarer darstellen können, ihre Beweggründe und Emotionen besser hervorheben. Die Szene mit der Familienaufstellung klingt sehr esoterisch. Ich weiß, dass es so etwas gibt und dass dies einigen Leuten auch schon viel gebracht hat, aber die Art, wie die Autorin in dieser Szene den entscheidenden Hinweis auf die Lösung gibt, ist doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Auch hier hätte sie sich etwas Besseres einfallen lassen können. Dass so viel vom Sterben die Rede ist, schadet dem Buch nicht. Das macht die Autorin sehr einfühlsam und sehr gut, gerade was das Kind der Protagonistin betrifft. Hier trifft sie genau den richtigen Ton und beschreibt die Gefühle der Mutter sehr differenziert und sehr ehrlich. Was ich sehr interessant finde ist, dass immer dann, wenn von der Protagonistin die Rede ist, in der ich-Form erzählt wird, während die Kapitel über die Schwester in der 3. Person beschrieben sind, Szenen aus der Vergangenheit sind in Kursivschrift eingefügt. Gute Idee.