Leichenstarre

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murksy Avatar

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Leichenstarre....so oder so ähnlich fühlte ich mich beim Lesen des nicht überzeugenden, klischeehaften und abgekupfertem Roman. Das Einzige, was das Buch noch einigermaßen erträglich macht, ist die unzweifelhaft vorhandene Schreibkunst des Autors. Aber warum muss ein Thriller aus Frankreich so melancholisch und melodramatisch sein wie ein Roman über eine unglückliche Liebe? Denn da funktioniert diese Erzählweise. Bei diesem Krimi erzeugt sie reine Langeweile. Was besonders negativ auffällt, ist das Gebaren des Kommissars. In seinem ersten Fall, in der ersten Hälfte des Buches geschildert, sieht er in jeder Fotografie sofort das geheimnisvoll Böse, ständig scheint die Polizei etwas zu übersehen und eine Vorahnung folgt er nächsten. Wenn jeder Polizist solche permanenten Gedanken hätte, wäre eine Flut von Psychologen nötig, um die geknacksten Seelen zu kitten. Dann erinnert sich der 24jährige Polizist während der Ermittlung an Rechtsvorschriften aus der Ausbildung, wie absurd wirkt hier die Gedankenwelt, niemand denkt so! im zweiten Teil, 25 Jahre später, fühlt der Ermittler dann sogar in seinen Nerven, wenn er beobachtet wird...gähn. Oder er spürt beim Lesen grausiger Literatur förmlich, wie die Temperatur sinkt. Zudem wundert er sich, wie oft das Wort Tod in einem Schauerroman vorkommt. Alles klar! Die Geschichte des Buches findet sich in Dutzend anderen Büchern so oder so ähnlich wieder. Mädchen, die ihre Faszination für einen Star oder Schriftsteller offensichtlich mit dem Leben bezahlen. Ein Autor, der seine Werke als psychoanalytische Abhandlung über die Tiefen der menschlichen Seele sieht und natürlich der Polizei geistig um Längen voraus ist. Als dann Jahre später wieder Morde passieren (natürlich wieder abgekupfert aus den Romanen des besagten Autors) ermittelt wieder unser feinfühliger Kommissar, der aber trotz Todesangst in ein Haus mit entflohenen Schlangen geht...puh. Nächstes Klischee gefällig? Der Fan des Autors, natürlich verdächtig. Der große Unbekannte, der Menschen zu Mord oder Selbstmord treibt? Klar! Und so weiter. Alles schon dagewesen, aber oftmals viel glaubhafter als in diesem Roman, durch den man sich auf der Suche nach Spannung quält. Eignet sich weder als Abhandlung über die Psyche, noch als Buch für Gruselabende. Aber als Einschlafhilfe kommt der Kommissar wirklich gut.