Spannender 5.Band mit einem Rückblick auf die Vergangenheit

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mrs-lucky Avatar

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Bernard Miniers aktueller Thriller „Schwestern im Tod“ ist der bereits 5.Band um den französischen Ermittler Martin Servaz, führt den Leser jedoch zunächst in dessen Vergangenheit.
Martin ist junger Familienvater und erst seit kurzem in der Mordkommission in Toulouse tätig, als auf der Île de Ramier die Leichen zweier jungen Studentinnen aufgefunden werden. Die beiden blonden Mädchen sind an Baumstämme gefesselt und in weiße Kommunionskleider gehüllt, eine wurde von hinten erschlagen, der anderen wurde das Gesicht grausam entstellt. Die Opfer sind schnell als zwei Schwestern identifiziert, die Ermittlungen deuten unter anderem auf den Krimi-Autor Erik Lang als Täter, der zu den Schwestern engeren Kontakt hatte, doch dann führen Spuren zu einem anderen Täter und der Fall wird schnell abgeschlossen.
25 Jahre später werden bei Martin Servaz unangenehme Erinnerungen geweckt, als er zu einem Tatort gerufen wird im Haus des damals verdächtigen Krimiautors. Diesmal wurde seine Ehefrau Opfer eines grausamen Mordes. Servaz‘ Vorbehalte werden noch dadurch verstärkt, dass auch hier das Opfer ein weißes Kommunionskleid trägt. Kann das ein Zufall sein, oder wurde der Doppelmord 25 Jahre zuvor zu vorschnell zu den Akten gelegt? Während Servaz nicht zuletzt durch private Entwicklungen psychisch und physisch an seine Grenzen gerät, nimmt er auch den alten Fall genauer unter die Lupe und erlangt durch neue Untersuchungsmethoden zu erstaunlichen neuen Erkenntnissen.
Für mich ist es nicht der erste Thriller aus dieser Reihe, und wieder einmal hat mir die Geschichte insbesondere aufgrund ihrer sprachlichen Ausgestaltung besonders gut gefallen. Die beiden Teile unterscheiden sich deutlich voneinander, die Persönlichkeit Martin Servaz‘ wirkt im ersten Teil unsicherer und unreifer, dennoch scheint hier schon sein intuitiver Ermittlungsstil durch. Im zweiten Teil, der 25 Jahre später angesiedelt ist, spürt man seine Erfahrung aber auch die Spuren, die die vergangenen Fälle an ihm hinterlassen haben.
Mich fasziniert auch hier wieder, wie geschickt der Autor mit den Empfindungen nicht nur seiner Figuren sondern auch der Leser spielt. Eine zentrale Rolle kommt in diesem Band dem Krimiautoren Erik Lang zu, der sehr manipulativ auftritt. Insbesondere bei ihm ist oft nicht klar, wo bei ihm Wahrheit und Fiktion ineinandergreifen und in wieweit er seine Fans für seine Zwecke benutzt. Es gibt einige Szenen, die mir beim Lesen ein eindringliches Gefühl von Unbehagen hervorgerufen haben.
Liebe, Verehrung und die sogartige Wirkung des geschriebenen Worts sind zentrale Themen dieses Thrillers, der mich beim Lesen mit seiner Atmosphäre in den Bann gezogen hat. Manches erscheint klischeehaft, dann gibt es wieder Szenen, die erschaudern lassen aufgrund der Abgründe der menschlichen Seele, die sie offenbaren.
Mir hat der Thriller mit seinem hohen Spannungsbogen gut gefallen, ich mag die Komplexität der Geschichten ebenso wie die sprachliche Intensität.