Große Themen, schwache Umsetzung

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Nach einem soliden ersten Band hat mich dieser zweite Teil der Reihe enttäuscht. Während Andere den Roman als atmosphärisch oder emotional packend finden, konnte ich weder mit den Figuren noch mit der Handlung wirklich warm werden.
Das liegt vor allem an den Ermittler:innen. Weder Svea Karhuu noch Jon Nordh entwickeln für mich die Tiefe, die nötig wäre, um Empathie oder echte Spannung aufzubauen. Die Dynamik wirkt zu sehr auf Klischees reduziert: ein alternder Kommissar, der nichts dazulernt, und eine junge Kollegin mit Migrationshintergrund, die immer wieder auf genau diesen Aspekt festgelegt wird. Statt differenzierter Charakterentwicklung bleibt das frustrierend eindimensional.
Auch der Plot selbst wirkte auf mich künstlich aufgeblasen. Die vielen Themen hätten für sich genommen genug Stoff geboten, wirken in der Kombination jedoch wie eine Checkliste, die man Punkt für Punkt abhakt. Kritik an True Crime schwingt zwar mit, doch ohne Selbstreflexion, obwohl sich dieselbe Kritik auch auf das eigene Schreiben anwenden.
Anscheinend stehe ich mit meiner Enttäuschung allein, aber für mich persönlich hat die Fortsetzung alle Probleme in Band 1 nur noch schlimmer werden lassen. Statt einer fesselnden Atmosphäre hatte ich den Eindruck, mich durch eine überkonstruiert wirkende Geschichte zu kämpfen, die immer noch ein weiteres Spektakel aufbietet, anstatt echte Spannung aus sich selbst heraus zu erzeugen.