richtig gut!

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Es wird eine Leiche gefunden, der der menschliche Kopf fehlt und die stattdessen einen Krokodilskopf angenäht bekommen hat. Nordh und Karhuu ermitteln, dabei wollten eigentlich beide einen großen Bogen um diesen Fall machen. Zu beschäftigt sind sie mit ihrer eigenen Vergangenheit. Aber ihnen wird keine Wahl gelassen, denn der Mörder macht weiter.

Worum geht es wirklich?
Macht, Hoffnungslosigkeit und Misstrauen.

Lesenswert?
Ja, absolut! Ich bin richtig positiv überrascht. Zuerst war ich skeptisch, auch weil mich die Art des Titels so an Hjorth&Rosenfeld erinnert.
Man bekommt hier aber alles, was man klassischer Weise in einem guten skandinavischen Thriller findet: Ermittler*innen, die selbst an einem Abgrund stehen und mit ihrem eigenen Leben umgehen müssen, dadurch nicht immer die notwendige Professionalität an den Tag legen. In ebenfalls gewohnter Manie fließt hier teilweise der Alkohol in rauen Mengen. Dann ein verstörender brutaler Fall, der das Team in menschliche Abgründe tauchen lässt und dessen Ausweitung viel tiefer geht, als man erwartet. Die persönliche Situation der Ermittler*innen, die einen eigenen Handlungsstrang füllt und genau so spannend wie der eigentliche Fall ist.
Es gibt wilde Kämpfe, fast jedes kurze Kapitel ist voller Action und Spannungsaufbau.
Ich fand die beiden Hauptfiguren sehr spannend: Menschen mit guten und schlechten Eigenschaften, die aber nicht immer gut mit sich selbst umgehen oder vor moralischen Zwiespalten stehen. Nordhs Geschichte bringt Trauer und Elternsein ein, während es be Karhuu eher um Karriere, Identität und dem Umgang ihrer Mitmenschen mit ihr geht. Beide habe ich aber als angenehm empfunden, wenn auch oft unvernünftig.
Der eigentliche Fall ist spannend und nach und nach wird auch mit Hilfe von Rückblicken alles zusammen gesetzt. Diverse weitere Handlungsstränge verlaufen zeitgleich und spielen auch immer wieder eine Rolle. Manchmal war es hier gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten.
Bei den beiden Autor*innen handelt es sich um ein deutsch-schwedisches Ehepaar. Da ich nirgends den Hinweis auf Übersetzung finde, scheint das Buch wohl im Original auf deutsch erschienen zu sein. Sprachlich ist mir nichts negativ aufgefallen, was für mich bei Thrillern einfach immer das beste ist. Ebenfalls kein Problem bereitete es, dass es sich hierbei um den zweiten Band einer Reihe handelt. Den ersten hatte ich nicht gelesen, werde ich vermutlich aber nachholen.
Besonders positiv ist mir die Modernität aufgefallen. Das Buch arbeitet nicht mit den klassischen Stereotypen und zeigt Menschen in vielen Facetten.
Wer gerne Thriller aus dem hohen Norden liest, aber nicht die ewig gleichen Autor*innen lesen möchte und es ein bisschen zeitgemäßer haben möchte, ist hier absolut richtig und gut bedient!