Schicksal oder Absicht?

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chiara03 Avatar

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Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Wie stark kann die Vergangenheit in die Gegenwart oder selbst in die Zukunft wirken? Kann man in der Gegenwart das „Äußere Erscheinen“ der Vergangenheit ändern? Und was würde man dafür tun, um es zu verhindern?

Der Auftaktroman von Anna Helford spricht genau diese Fragen an und konfrontiert die Rebellin Spring, ihre Freundin Sophia (die allein durch ihr Alter nicht unterschiedlicher sein könnte) und ihre erste große Liebe Ethan mit den Geheimnissen der Vergangenheit.

Mir gefällt direkt am Anfang der Wechsel zwischen den Zeiten. Der Stil der Story im 19. Jahrhundert unterscheidet sich von dem der Gegenwart und somit kann man sich leicht in die Zeiten hineinversetzen. Daphne schafft es als Frau eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen, aber man spürt als Leser deutlich ihre Sorgen um ihre töchterlichen Pflichten. So wird Kritik an früheren Standarten geübt, denen Daphne sich teilweise widersetzt oder umgeht. Auch in den späteren Vergangenheitspassagen erfährt man viele Geheimnisse, die wohlhabendere Familien verheimlichen, um ihren Status zu wahren.

Den Übergang der Vergangenheit mit der Gegenwart, den Sophia durch ihre Erzählung erschafft, empfand ich beim Lesen als sehr angenehm und flüssig und war kein abgehakter „Strich“.

Dennoch ist mir aufgefallen, dass die Gespräche zwischen den Protagonisten sehr einfach, vorhersehbar und wie in einer perfekten Vorstellung etwas künstlich wirken. Alle verstehen sich auf Anhieb (beispielsweise als Spring Ethan und Summer erzählt hat, wie sie die ältere Frau Sophia kennengelernt hat). Hier habe ich meist nicht so den Flow beim Lesen gespürt wie bei den Erzählpassagen, die mir sehr gut gefallen haben.
Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass die Lovestory und das Ende etwas langsamer abgelaufen wären, denn dies alles geschah sehr plötzlich, obwohl Ethan und Spring sich jahrelang nicht gesehen hatten.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass mir die Vergangenheit der Familiengeschichte sehr durchdacht und spannend vorkam im Gegensatz zur Gegenwart.
Daher empfehle ich den Roman „Frühlingsgeheimnisse“ guten Gewissens an alle, die auf verschleierte Familiengeheimnisse und Identitäten in der Vergangenheit abfahren!