Sehnsucht nach Mill River

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yaya Avatar

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Eine Winternacht, in der in Mill River mehrere Personen nicht schlafen können oder wollen: eine alte Frau, die sich mit Tabletten ins Land der Träume begibt, eine Kräuterhexe, eine Lehrerin, eine Pflegerin und der Pfarrer. Dann eine Reise in die Vergangenheit, die das Kennenlernen der alten Frau und ihres Mannes beschreibt.

Während ich nach den ersten Seiten überlegt habe, ob ich diese Leseprobe weiterlese, war es keine schlechte Entscheidung, doch fortzufahren. Die verschiedenen Charaktere, die auf den ersten Seiten beschrieben werden, könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Szenario in einer Schneesturmnacht anzusiedeln, erzeugt eine gewisse Stimmung, die prädestiniert für einen schönen Leseabend ist. Allerdings wird mein Interesse für die Hauptperson erst nach und nach geweckt, da mir andere Personen annehmlicher erscheinen. Leroy gehört zu der Sorte Menschen, über die ich kein Buch lesen würde und die mir den Lesespaß sogar verderben können. So auch in diesem Fall. Was auf den zweiten Blick im ersten Kapitel wieder ausgebügelt wird, entwickelt sich wieder negativer im zweiten. Die Geschichte eines verwöhnten Jungen, der es gewohnt ist, alles zu bekommen, was er will, auch Mädchen bzw. Mädchen nimmt der Geschichte den Zauber, den ich erhofft hatte. Es lässt sich zwar nur erahnen, aber so wie der junge Mann über das Mädchen spricht, das am Anfang die alte Frau gewesen ist, lässt sich vermuten, dass er eine Frau will, die ihm gefügig ist und nur Beiwerk oder eine Trophäe für ihn ist. Von der Spannung, die die Beschreibung verspricht, ist gar nichts zu spüren, so dass es wirkt, als sei nicht das erste Kapitel in einer verschlafenen Nacht angesiedelt, sondern das zweite.

Sollte sich die Geschichte wie das erste Kapitel fortsetzen, könnte sie durchaus zu einem angenehmen Roman werden, den es sich lohnt, in der kühleren Jahreszeit zu lesen. Bleibt es allerdings auf dem Niveau des zweiten, spricht sich mich wenig an, was nicht zuletzt dem nüchternen Schreibstil geschuldet ist, der mich die aufgebaute Atmosphäre aus dem ersten Kapitel vermissen lässt und somit zu einer Geschichte macht, die mich anhand der Leseprobe nicht wie erwartet mitreißt.