Reise nach Schottland

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„Sehnsucht nach Rose Cottage“ erzählt die Geschichte von Ellen »Ellie« Bell. Einer jungen Frau, die auf der Suche nach sich selbst ist. Das Buch wurde von der deutschen Autorin Hanna Holmgren geschrieben und ist 2022 als eBook und Taschenbuch im FeuerWerke Verlag erschienen.

Zum Beginn der Geschichte steht Ellie am Scheideweg ihres Lebens. Sehr schnell wird klar, dass Ellie keinen Plan hat, was sie in ihrem Leben erreichen will. Im ersten Moment macht das einen Charakter spannend, wenn der Charakter aber fast das gesamte Buch brauch, um eine Lösung für seine Situation zu finden, dann ist das irgendwann nur noch nervig. Ellie ist Anfang dreißig, verhält sich stellenweise aber wie Anfang zwanzig. Dank ihrem widersprüchlichen Verhalten hatte ich große Probleme eine Bindung zu ihr aufzubauen. Hinzukommen ihre bisweilen sehr merkwürdigen Entscheidungen, die nicht immer Sinn ergeben haben. Für meinen Geschmack hatte sie zu wenige Ecken und Kanten, was ihr ein bisschen die Authentizität genommen hat.

Bei den Nebencharakteren ist der Autorin ein relativ breites Spektrum an Persönlichkeiten gelungen. Ellis Tante Rosemary »Rose« Bell ist ein sehr spannender Charakter, der für mich definitiv mehr Facetten als Ellie hatte. Im ersten Moment wirkt Rose wie eine zutiefst verbitterte alte Dame, die ständig schlechte Laune verbreitet und am liebsten ganz alleine ist. Ich gebe zu, dass ich eine Ewigkeit gebraucht habe, bis ich mit Rose warm geworden bin. In der zweiten Hälfte des Buches gewährt Rose dem Leser einen Blick hinter ihre Maske und plötzlich konnte ich ihr gesamtes Verhalten nachvollziehen.

Ein weiterer wichtiger Nebencharakter ist Graham Flynt. Graham ist Rose Nachbar und Ellies erste Liebe. Graham ist das komplette Gegenteil von Rose. Er ist farblos und hat so gut wie keine Facetten. Ecken und Kanten waren für mich nicht erkennbar, was ihn in meinen Augen austauschbar gemacht hat. Mit seinem Verhalten und seinen Entscheidungen fang ich gar nicht erst an. Beides war für mich überhaupt nicht greifbar. Ich kann mich nur in Charaktere hineinversetzen, wenn ich Einsicht in ihre Gedanken und Gefühle bekomme. Dank der Tatsache, dass die Geschichte ausschließlich aus der Sicht von Ellie erzählt wird, fehlt mir diese Einsicht.

Theoretisch bin ich ein großer Fan von Liebesgeschichten. Praktisch muss eine Liebesgeschichte bestimmte Komponenten aufweisen, damit sie mich anspricht. Ich lege großen Wert auf eine realistische Handlung und bin absolut kein Fan von Zufällen, weil sie die Geschichte sehr schnell konstruiert wirken lassen. Leider wurde „Sehnsucht nach Rose Cottage“ im letzten Drittel immer kitschiger und somit immer unrealistischer. Am Ende hätte ich mehr als zwei Hände gebraucht, um all die Zufälle aufzuzählen, die die Autorin in die Geschichte eingebaut hat. Genauso wichtig ist mir eine gute Portion Drama. Nicht zu viel aber auch nicht zu wenig. „Sehnsucht nach Rose Cottage“ enthält nahezu gar kein Drama, was die Geschichte irgendwie langweilig gemacht hat. Letzten Endes hätte das auch eine Jugendbuch sein können, weil abgesehen von ein paar Küsschen nichts passiert. Das Einzige was nicht ganz ins Bild passt, ist das Alter der beiden Hauptcharaktere.

Der Einblick ins Ellies und Grahams Vergangenheit hat mir dagegen außerordentlich gut gefallen. Ellie und Graham haben eine gemeinsame Vergangenheit. Der Leser bekommt mit diesen Kapiteln die Möglichkeit, die wichtigsten Erlebnisse aktiv mitzuerleben. Das hat der Liebesgeschichte wenigstens ein bisschen Spannung verliehen.

Der Schreibstil von Hanna Holmgren ließ sich flüssig lesen. Die Wortwahl hat halbwegs gut zum Genre gepasst. Die Geschichte wird aus der Sicht von Ellie erzählt. Das Buch wurde in der dritten Person geschrieben.

Fazit
Nette Liebesgeschichte für zwischendurch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sterne.