Suche ohne Roten Faden
Die Schweizerische Architektin, Journalistin und Schriftstellerin Zora del Buono blickt in ihrem neuen Roman tief zurück in die eigene Familiengeschichte. Steht in ihrem letzten Roman "Die Marschallin" ihre Großmutter im Mittelpunkt, so ist es diesmal del Buonos Vater. Seinetwegen schreibt sie diesen Tatsachenroman: Er wurde durch einen Verkehrsunfall getötet, als die Autorin erst wenige Monate alt war, sie hat keine Erinnerungen an ihn. Diese Lücke wurde auch später nicht geschlossen; weder Mutter noch Tochter ertrugen den Schmerz, und so wurde bald nicht mehr über den Ehemann bzw. Vater gesprochen. Erst als die Mutter dement ist, begibt sich die Autorin auf Spurensuche. Anhand von alten Fotos und Zeitungsartikeln versucht sie, den Unfallverursacher zu finden.
Aufgrund des Klappentextes hatte ich erwartet, dass es auch um folgende große moralische Fragen geht: Wie kann man mit der Schuld leben, einen Menschen getötet zu haben? Zerfressen einen Selbstvorwürfe oder kann man das Unfassbare verdrängen? Doch diese Überlegungen streift die Geschichte nur. Stattdessen bietet del Buono Unfallstatistiken, trockene Definitionen aus Lexika und Spotlights auf die schweizerische Gesellschaft der 1970er Jahre oder ihrem Leben als Studentin in Berlin vor der deutschen Wiedervereinigung. Mir kam es so vor, als ob dies immer dann eingeschoben wurde, wenn sie befürchtete, anderenfalls zu emotional zu werden, so als ob sie sich beim Schreiben selbst ablenken musste, um durch die späte Trauerarbeit nicht überwältigt zu werden. Dadurch geht einerseits der Rote Faden der Geschichte verloren, andererseits bleibt die Erzählung nahezu durchweg sehr trocken und sachlich.
Dennoch hat mich der Roman berührt, allein schon dadurch, dass er deutlich macht, wie sehr ein fehlendes Elternteil das Leben des Kindes bis weit ins Erwachsenenalter beeinflussen kann.
Aufgrund des Klappentextes hatte ich erwartet, dass es auch um folgende große moralische Fragen geht: Wie kann man mit der Schuld leben, einen Menschen getötet zu haben? Zerfressen einen Selbstvorwürfe oder kann man das Unfassbare verdrängen? Doch diese Überlegungen streift die Geschichte nur. Stattdessen bietet del Buono Unfallstatistiken, trockene Definitionen aus Lexika und Spotlights auf die schweizerische Gesellschaft der 1970er Jahre oder ihrem Leben als Studentin in Berlin vor der deutschen Wiedervereinigung. Mir kam es so vor, als ob dies immer dann eingeschoben wurde, wenn sie befürchtete, anderenfalls zu emotional zu werden, so als ob sie sich beim Schreiben selbst ablenken musste, um durch die späte Trauerarbeit nicht überwältigt zu werden. Dadurch geht einerseits der Rote Faden der Geschichte verloren, andererseits bleibt die Erzählung nahezu durchweg sehr trocken und sachlich.
Dennoch hat mich der Roman berührt, allein schon dadurch, dass er deutlich macht, wie sehr ein fehlendes Elternteil das Leben des Kindes bis weit ins Erwachsenenalter beeinflussen kann.