Die Abgründe einer rassistischen Gesellschaft und eine Mutter, die nicht anders kann

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Um der tatsächlich weit verbreiteten räumlichen Rassentrennung in den 1970er Jahren, die sich gerade auch in den Schulen abbildete, entgegen zu wirken, beschloss man von oberster Stelle, sogenannte Busing-Programme durchzufechten. Und so karrte man, u.a. auch in Boston, schwarze Schüler aus ihren Ghettos in die Schulen der weißen Wohnviertel und umgekehrt.
Mary Pat ist weiß und alleinerziehend. Sie lebt in einem heruntergekommenen Bostoner Viertel, in dem Gewalt und Drogen zum Alltag gehören. Ihr Mann ist tot, der spätere Freund hat sie verlassen, ihr Sohn ist an einer Überdosis gestorben. Was bleibt und ihr die Kraft gibt, weiterzumachen, ist ihre 17-jährige Tochter Jules. Doch dann verschwindet diese und die aufgewühlte Atmoshäre, der rassistisch aufgeschaukelte Hass gerade der weißen Bevölkerung, die gewalttätige Auflehnung in der Stadt, lässt ihre Mutter Schlimmes befürchten. Noch hat sie Hoffnung, doch dann bricht die Ordnung der Welt, ihrer Welt, vollends zusammen. Ihre Tochter ist tot und es gibt nichts mehr, was noch zählt. Da ist nur noch Verzweiflung und Trauer und das unbändige Verlangen auf Rache.
Dies ist ein unendlich intensives Buch, eine Geschichte, die seine Leser regelrecht mit hineinreißt in den Sog der Gefühlswelt, in den das Leben diese verlorene, betäubte Frau gestoßen hat und sie vorantreibt. Ihren Aufschrei der Verzweiflung, sie macht ihn hörbar und übt Vergeltung. Und der Lauf des Geschehens, er nimmt einem den Atem und man gibt sich ganz den Worten des Autors hin, denn man selbst hat keine mehr.
Für mich ist dieses Buch 'ein Ereignis'.