Gnadenlos

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eckenmann Avatar

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Dieses grandiose Buch - dieser im Original unter "Small Mercies" veröffentlichte Kriminal-Thriller - hält mich von Beginn an gefangen und trägt eine gewaltige Wucht in sich.
Dennis Lehane bringt uns zurück in die Siebziger Jahre und beleuchtet Boston als einen Schmelztiegel aus Gewalt, strikter Trennung und Miteinanderumgehen Weißer und Schwarzer sowie dem täglichen Überlebenskampf armer irischstämmiger Familien.
Der Autor entwirft einen Mikrokosmos aus Verlust und Leid, Rache, Schmerz, Liebe und Hoffnung, in die auch immer wieder die Schicksale von Vietnam-Kriegs-Rückkehrern einfließen.
Vor allem die Mutter Mary Pat Fenessy und der Polizist Bobby führen uns durch die 32 Episoden dieses fast 400 Seiten starken Romans.
Atemlos verfolge ich das Aufbegehren und die Rache dieser Frau.
Selten habe ich weibliche Wut und Wucht auch so körperlich und leibhaftig beschrieben und durchlitten gelesen - bis hin zum gewaltigen Show (Shut) -Down am Ende. Immer wieder halte ich kurz inne, kann diesen Thriller aber einfach nicht aus der Hand legen - rasant geht es voran, gespannt verfolge ich den Verlauf der Geschichte, überaus eindrucksvoll sind die vielen Charaktere, die Mary Pats und Bobbys Wege kreuzen, gefasst.

Dieses Buch macht sehr traurig und betroffen und steigert zugleich die Leselust. Es ist unterhaltsam und schließt viele kleine Charakter- und Millieu-Studien mit ein... gnadenlos traurig und beklemmend...
Die Dialoge sind furios - die Leid, Schmerz, Trauer und Kampf gerade der Frauenfiguren finde ich atemberaubend. Oft ergeht es mir zwischendurch beim Lesen, als würde "Nothing compares" von Sineád O´Connor erklingen.

Ich kann diese Leselektüre sehr empfehlen und bin sehr auf weitere Werke dieses Schriftstellers gespannt.