Rassismus, Gewalt, Armut

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griseldis2000 Avatar

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Denis Lehane hat mit diesem Roman ein klares Anliegen: er möchte die Hintergründe von Gewalt und Rassismus ergründen. Es ist leicht, zu urteilen, aber schwer, zu verstehen, warum Menschen -scheinbar grundlos- grausam und rassistisch denken und handeln. In „Sekunden der Gnade“ ( eine mir unverständliche Übersetzung des Originaltitels „Small mercies“) führt uns der Autor ins Boston der 1974 er. Im irischen Viertel kocht das Blut, teils wegen der Hitze, teils angesichts der angekündigten Busse. Die Rassentrennung soll nun auch an den Schulen ganz praktisch aufgehoben werden. Dazu werden Schüler von „schwarzen“ Schulen auf „weiße“ zwangsverteilt und umgekehrt. Im“Southie-Viertel“ gärt die rassistische Empörung. Mit einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat, der gnadenlosen Rächerin Mary Pat, schafft Lehane eine Antiheldin, die ihren persönlichen High Noon durchzieht: Koste es, was es wolle. Mary Pag ist brutal, streetsmart und äußerst effektiv. Und sie lässt nachfühlen, wie es geschehen kann, dass wir verrohen, verzweifeln und warum Gewalt immer weitere Gewalt erzeugt. Ein lesenswerter Alptraum.