Fesselnd

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antonia22 Avatar

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Ali Kassemyar entwirft in Selbst in dunkelster Nacht ein tief berührendes Porträt menschlicher Widerstandskraft. Im Zentrum steht eine Figur – oder vielleicht eine kollektive Stimme –, die inmitten von Verlust, Krieg, Flucht oder innerer Zerrissenheit nicht verstummt, sondern schreibt, erinnert und hofft. Das Buch ist keine leichte Lektüre, sondern ein emotionaler Blick in dunkle Abgründe, durchzogen von Momenten des Lichts – in Gedanken, Worten oder Begegnungen. Es ist ein Appell an die Menschlichkeit, an die Kraft der Erinnerung und an das Weitergehen, auch wenn alles verloren scheint.
Kassemyars Sprache ist poetisch, intensiv und gleichzeitig klar. Jeder Satz wirkt durchdacht, jede Formulierung trägt Gewicht. Dabei oszilliert der Ton zwischen zärtlich und schmerzhaft, zwischen Hoffnung und Trostlosigkeit. Es ist ein sprachlich sehr dichter Text, der oft mit wenigen Worten viel sagt. Leser*innen sollten sich Zeit nehmen – dieses Buch ist kein Schnelllesestoff, sondern ein Werk, das nachhallt und zum Innehalten zwingt.
Die düstere Grundstimmung des Buches wird durchzogen von kleinen Funken Hoffnung – genau wie der Titel es andeutet. „Selbst in dunkelster Nacht“ bleibt nicht in der Finsternis stehen, sondern sucht immer wieder nach einem Lichtpunkt: in der Erinnerung an Heimat, in der Sprache, im Schreiben selbst. Diese Ambivalenz zwischen Schmerz und Widerstand macht das Buch besonders kraftvoll. Es ist bedrückend, aber auch tröstend – wie ein stilles Gespräch mit jemandem, der weiß, wie Dunkelheit sich anfühlt, und trotzdem weitergeht.
In einer Zeit, in der Flucht, Identitätssuche und politische Ausgrenzung hochaktuelle Themen sind, liefert Ali Kassemyar einen literarischen Beitrag, der sowohl politisch als auch zutiefst menschlich ist. Das Buch ist eine Einladung zum Mitfühlen und Verstehen – ohne moralischen Zeigefinger, aber mit großer Klarheit.
elbst in dunkelster Nacht ist ein leises, aber eindringliches Buch, das sich zwischen Literatur und politischem Zeugnis bewegt. Es ist nichts für flüchtige Leserinnen, sondern für jene, die bereit sind, sich auf eine intensive Reise durch Schmerz, Erinnerung und Hoffnung einzulassen. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem Text belohnt, der lange im Innern nachwirkt.
Für Leserinnen, die Literatur als Spiegel der Realität begreifen und nach Büchern suchen, die Mut machen, ohne einfache Antworten zu geben.