Malerisches Setting, doch etwas unausgereift

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papilionna Avatar

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Ja, ich bin eine oberflächliche Person: ich bin auf dieses Buch aufmerksam geworden, weil mir das Cover so gut gefällt und das Gesamtpaket mit dem Farbschnitt einfach super schön aussieht.
Auch das Setting im Blumenladen, wo sich der Großteil der Geschichte abspielt, ist toll, man kriegt glatt selbst Lust, die Sprache der Blumen zu lernen und sich im Straußbinden zu versuchen.

Einige Dinge haben mich am Buch trotzdem gestört. Als Person, die selbst introvertiert ist, gern allein arbeitet und generell lieber in Ruhe gelassen wird, finde ich Lioras aufdringliches Verhalten, vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte, ganz schrecklich. Schade, dass es nicht als solches aufgezeigt wird, sondern Kieran "es ja eigentlich will" und Liora einfach so ein Sonnenscheinchen ist, dass sie ihn mühelos aus der Reserve lockt.
Hier hätte man die Gelegenheit nutzen können aufzuzeigen, dass es verschiedene Arten von Menschen gibt und nicht alle davon aus ihrer introvertierten Distanz geholt werden wollen, und dass das okay ist.

Generell ist mir die Geschichte ein wenig zu unausgegoren. Liora und Kieran gehen zur Arbeit, machen Besuche bei anderen Charakteren, gehen gelegentlich spazieren - die ganze Dramatik spielt sich (bis auf das Ende) auf emotionaler Ebene ab und wird in Traumsequenzen und Dialogen dargestellt. Beide haben unglaublich viel schlimmes Zeug erlebt, aber richtig mitfühlen kann man es nicht. Hier fehlen mir mehr Informationen.
Auch die Nebencharaktere sind ein bunter Blumenstrauß (no pun intended) aus Figuren, die leider sehr stereotyp und pappaufstellermäßig sind. Lioras Nachbarin Tessa ist Wahrsagerin und existiert nur, um Tee zu trinken und Lebensweisheiten von sich zu geben. Chris, den Kieran zufällig kennenlernt, wird nur eingeführt, um Kieran einen Schubs in die richtige Richtung zu geben und hat sonst keine Daseinsberechtigung. Zu einigen anderen Charakteren wie Luke oder Jo fehlen mir schon zu Beginn der Geschichte Informationen. Eine grobe Altersangabe oder physische Beschreibung sind wichtig, um sich die Figuren bildlich vorstellen zu können.

Ich finde das Buch für einen Debutroman trotzdem gelungen und ich habe es verschlungen. Meine Kritik klingt vielleicht etwas hart, aber ich hatte viel Freude an dem Buch und das ist ja die Hauptsache. Den zweiten Band habe ich mir schon vorgemerkt.