Informativ, unterhaltsam und motivierend

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waldeule Avatar

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Vorneweg: die Aufmachung des Buches ist toll. Sehr stabiles Hardcover mit Lesebändchen, dickes Papier mit einer angenehmen Haptik und durchgehend farbige Bilder, davon viele ganzseitig. Dazu farbig abgesetzte Seiten. Da rechtfertigt die hochwertige Ausstattung auch den hohen Preis. Allerdings hätte ich mir manchmal eine andere Bildauswahl gewünscht (dazu später mehr).

Wie bei anderen Ratgeberbüchern ist die Meinung über den Inhalt sehr individuell. Die eine findet genau das an Information, was sie sucht/braucht, der andere nicht. So ist auch meine Meinung sehr subjektiv. Ich kenne weder andere Sachbücher zu diesem Thema noch den Blog oder Videos der Autorin, so dass ich sehr unvoreingenommen an das Buch heranging.

Der „Untertitel“ des Buches: "Dein eigenes Gemüse anbauen, mit Hühnern kuscheln, in selbstgebackenes Brot beißen" tritt die Aufteilung sehr gut. Im größten Teil (ca. 2/3 des Buches) geht es um den Anbau von Gemüse und etwas Kräuter sowie Obst. Neben vielem Basiswissen wie Gartenplanung, Beetanlage oder Mulchen nehmen die sehr ausführlichen und detaillierten Pflanzenporträts großen Raum ein. Dabei unterscheidet die Autorin sehr charmant zwischen Pflanzen für Schnuppernächsen (Anfänger), Schwärmern (Fortgeschrittene) und Gemüseflüsterern (Profis). Ich habe zwar etwas Gartenerfahrung, konnte aber bei der Lektüre viel lernen und Neues erfahren.

Leider sind die Bereiche Kräuter und Obst mit nur wenigen Sorten meiner Meinung nach zu kurz gekommen. Dafür hätte ich persönlich gern auf die Tierhaltung – aufgegliedert in Hühner, Ziegen und Schafe – verzichtet. Das ist ja doch ein spezielles Thema und wäre wohl ausführlicher in einem eigenen Buch besser aufgehoben gewesen, auch wenn es eine gute Übersicht über die Grundlagen der Tierhaltung und Verarbeitung der tierischen Produkte gibt.

Mehr anfangen konnte ich wieder mit dem letzten großen Kapitel, dem Haltbarmachen von Gemüse und Obst sowie dem Brotbacken. Einkochen und Fermentieren war jahreszeitlich noch nicht drin, aber an das Backen mit Sauerteigbrot habe ich mich herangewagt und es hat nach ein paar kleineren Startschwierigkeiten gut funktioniert.

Insgesamt finde ich im Buch sehr viele verschiedene Informationen. Marie Diederich hat dabei ihre ganz eigene Methode zu gärtnern. Auch wenn ich sicher nicht alles so machen werde, konnte ich mir doch einiges abschauen. Nicht ganz glauben kann ich die Zeitangaben, selbst wenn mit viel Erfahrung sicherlich etliches schneller von der Hand geht. Aber z. B. drei Stunden wöchentlicher Aufwand für einen Selbstversorgergarten in einem 3-Personen-Haushalt finde ich zu gering angesetzt. Vielleicht im Jahresdurchschnitt, aber doch sicherlich nicht in der Hoch-Zeit im Frühjahr oder Sommer. Interessant und auflockernd fand ich die immer wieder eingeschobenen Texte, in denen sich die Autorin zu verschiedenen Themen rund um die Selbstversorgung Gedanken macht.

Ein ganz großes Plus ist der lockere Stil, in dem Marie Diederich schreibt. Als Leser*in werde ich persönlich angesprochen und die Texte kommen mir mehr wie ein Gespräch unter Freunden vor als ein Sachtext. So lassen sie sich ausgesprochen gut lesen. Dazu kommt Marie Diederichs sehr große Begeisterung, die durchgehend spürbar wird. Das motiviert ungemein und regt an, selber loszulegen und eigene Erfahrungen zu sammeln, egal wie die Umstände sind. So habe ich mich an das schon lang geplante und immer aufgeschobene Sauerteigbrot gewagt und es war längst nicht so schwierig und viel weniger zeitaufwändig als gedacht. Allerdings hätte ich mir hin und da doch noch etwas genauere Informationen und das ein oder andere hilfreiche (und nicht nur dekorative) Foto gewünscht.

Fazit: Sehr viele (hilfreiche) Informationen, eine tolle Aufmachung und vor allem spürbare Begeisterung der Autorin, die ansteckt. Einige Kritikpunkte habe ich aber trotzdem und so bleibt es bei vier sehr guten Sternen. :-)