Vampir-Memme

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lightdancer Avatar

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 Julius, ach Julius! Was soll ich bloß von dir halten?

Rebekka Pax versucht eine faszinierende Welt zu beschreiben und Julius ist ein absoluter Traum-Mann… ähm, Vampir natürlich, wenn man von seinen Charakterschwächen einmal absieht. Er gilt als Jäger, als Vollstrecker der Ratsurteile und doch ist er ein absoluter Weichling. Nicht zu verwechseln mit einem Softie, denn ein Softie ist in meinen Augen ein Mann (gleich ob Vampir, Werwolf oder Mensch), der einfach seine weichen Seiten zeigen kann. Doch Julius ist wirklich ein Weichei. Er jammert… er schreit… er ist ständig im Wettstreit zwischen Selbstmitleid und Arroganz.
Natürlich verstehe ich, dass sich niemand gerne auf unbestimmte Zeit als Strafe in einen Sarg sperren lässt. Aber Julius hat diese selbst auf sich genommen, ist mit sehenden Augen seinem Meister gegenübergetreten, um diese Strafe zu erhalten (und es ist nicht so, dass er nicht wusste, was auf ihn zukam!). Würde man ihn gewaltsam darin einsperren, würde ich sein Geschrei verstehen. Doch so sehe ich diesen Vampir als  Memme, der sich dieser Blöße so selbstverständlich hingibt. Und dies auch noch vor seiner Geliebten… ganz ehrlich, welcher Mann würde dies tun?
Selbst als er die Schritte in Richtung Meister machte, wurde dieser Protagonist nicht stärker. Er blieb, was er von Anfang an war: schwach!

Manchmal scheint sich auch die Autorin nicht sicher zu sein, was sie nun denn schreiben sollte, denn: gleich zu Beginn der Story schrieb sie, dass Julius Frederik kennen würde und er nicht der Typ für Selbstmord wäre. Dies leuchtete mir ja noch ein, konnte es doch durchaus wahr sein. Immerhin weiß der Leser ja nicht, wie gut Julius Frederik kannte. Doch schon ein paar Seiten später stellt sich heraus, dass er den Vampirjäger eigentlich so gut wie gar nicht kannte, wusste er doch erst nach Betreten des Hauses von Amber und ihrer Mutter, dass der Tote tatsächlich Frederik war, weil er ihn auf Bildern sah. Ein absoluter Widerspruch, der eigentlich einem guten Autor nicht passieren sollte. Kannte Julius nun Frederik oder nicht???
Dies ist leider nicht der einzige Widerspruch und so fragte ich mich, ob die Autorin dazwischen sehr lange Schreibpausen hatte (die man damit ausgleichen kann, indem man die Geschichte noch einmal liest, bevor man weiterschreibt) oder einfach nur viele Worte zusammen bringen wollte? Textwiederholungen – oft noch innerhalb von drei, vier Seiten –  riefen in mir dieselben Gedanken hervor (wollte die Autorin den Roman mühsam in die Länge ziehen?)
Das hier viele Klischees verwendet wurden, störte mich seltsamerweise weit weniger als befürchtet. Auch die Hierarchie innerhalb eines Vampir-Clans erschien mir gut und wichtig, dennoch glaube ich, dass man aus dieser Geschichte weit mehr hätte machen können.

Das sehr offene Ende wiederum deutet darauf hin (meiner Meinung nach), dass es möglicherweise mehr von Julius, Amber und dem Leonhardt-Clan geben könnte. Doch ohne mich! Memmen gibt es genug auf dieser Erde, da brauche ich nicht von einem Vampir lesen, der sich so verhält. Schade darum!

Fazit:
Ein Buch für langweilige Stunden, die man irgendwie rumbringen möchte, aber absolut keine Geschichte für Hardcore-Vampir-Fans wie meinereiner! Obwohl natürlich die Hoffnung besteht, dass Julius wachsen könnte… Doch dann sollte auch die Autorin ein wenig ihren Stil ändern, denn gerade den männlichen Protagonisten merkt man die weibliche Schreiberin manchmal zu deutlich an.