Kein Sexbuch, sondern ein Buch über Sex

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soetom Avatar

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Der Buchtitel kann täuschen: Dies ist keine erotische Literatur. Es ist zwar ein Comic, aber kein Kinderbuch. Es ist auch kein Aufklärungsbuch – doch, im Grunde schon, aber nicht im Sinne von Sexualaufklärung. Es ist eine für Erwachsene gedachte, unterhaltsame Zusammenstellung, wie, wann und warum Sexualität und Erotik zu Tabu gemacht wurden,

Das gelingt in den verschiedenen, chronologisch angeordneten Kapiteln mal besser und mal weniger. Gleich der Beginn, mit dem Paarungsverhalten der Steinzeitmenschen präsentiert eine „Wahrheit“ über unsere Vorfahren, die es so – meines Wissens nach – gar nicht gibt. Woher sollten auch Gedanken und Gefühle überliefert sein, wenn es zu der Zeit noch keine Schrift gab, um darüber zu berichten?
Auch an anderen Stellen wird allzu plakativ etwas postuliert, dass bei genauer Betrachtung nicht stimmt – zumindest nicht so pauschal wie dargestellt. Zum Beispiel wurde nicht JEDE Figur des Gottes Hermes mit Erektion dargestellt, auch wenn das den Autoren gerade ganz gut in die Argumentation passte.
Und der Ausblick in die Sexualität der Zukunft ist für mich genauso platt wie überflüssig geraten.

Aber es ist ja auch keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern bei genauerer Betrachtung ein flammendes Plädoyer für Selbstbestimmtheit, Gleichstellung von Mann und Frau und Toleranz – und dazu ein wirklich unterhaltsames. Denn trotz aller „Mängel“ bringt das Buch Leser und Leserin – an den ersteren wendet es sich wohl vor allem – zum Schmunzeln, Nachdenken und zum Dinge in Frage stellen, die man eben so macht. Oder eben nicht.