Zähes Ankommen, starkes Bleiben

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nayezi Avatar

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„Shark Heart“ ist ein ungewöhnliches, stellenweise sehr berührendes Buch, das Zeit braucht, um seine Wirkung zu entfalten. Die ersten hundert Seiten empfand ich als zäh - der Einstieg fiel mir schwer, was vor allem am knappen, fast distanzierten Schreibstil lag, der wenig Raum ließ, um sich emotional an die Figuren zu binden.

Mit der Zeit jedoch - etwa im letzten Drittel - entfaltet die Geschichte eine überraschende Tiefe. Die Emotionalität nimmt spürbar zu, und ich konnte immer besser in die inneren Welten der Figuren eintauchen. Das teilweise theaterähnliche Format empfand ich als erfrischend und gut integriert - es passte zur surrealen Grundidee des Romans, ohne zu aufgesetzt zu wirken.

Inhaltlich stellt das Buch große Fragen über Liebe, Vergänglichkeit und Identität - und gerade im Mittelteil gelingt das auf intensive, stellenweise poetische Weise. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass zum Ende hin weniger offen geblieben wäre. Einige Aspekte wirkten etwas zu vage oder wurden nicht zu Ende gedacht, was das Leseerlebnis etwas unrund abschloss.

Fazit: „Shark Heart“ ist ein origineller, emotionaler Roman, der besonders in der zweiten Hälfte seine Stärken zeigt. Wer sich auf einen zunächst sperrigen Erzählstil einlassen kann, wird mit einer ungewöhnlichen, nachdenklich stimmenden Geschichte belohnt - auch wenn man am Ende mit ein paar offenen Fragen zurückbleibt.