Würdest du mich immer noch lieben, wenn ich in Hai wäre?

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19cici95 Avatar

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In drei Teilen nimmt uns die Autorin Emily Habeck mit auf eine Reise, die gleichermaßen unglaublich und absolut nachvollziehbar daherkommt, mit Charakteren, die man am Ende auf jeden Fall ins (Hai-)Herz geschlossen hat.

Das Cover ist wunderschön und zieht sofort jeden Blick auf sich. Der stilisierte Hai aus Blumen zeigt den Gegensatz von angsteinflößenden Meerestieren und der Geschichte, die nur so voll Herz strotzt.

Lewis und Wren sind ein grundverschiedenes Paar und doch wird gleich auf den ersten Seiten klar, warum sie gerade deswegen so perfekt zueinander passen. Die Geschichte wird teilweise mittels Szenen, wie in einem Theaterstück erzählt, was besonders zur Charakterisierung von Lewis beiträgt.
Der verkappte Schauspieler, der bis zu seinem Durchbruch am Broadway als Lehrer arbeitet und dort die Theatergruppe leitet, erhält eine niederschmetternde Diagnose: er wird sich innerhalb eines Jahres in einen Weißen Hai verwandeln.
Während er selbst noch versucht, mit der Aussicht auf seine Zukunft und seinen unerfüllbaren Träume klarzukommen, versucht die pragmatische und realistisch veranlagte Wren, eine Lösung zu finden. Und als das nicht klappt, Möglichkeiten, wie sie Lewis den Rest seiner Zeit als Mensch so angenehm wie möglich gestalten kann.

Während man bei Lesen des Klappentextes noch von einer Art Fantasygeschichte ausgehen könnte, wird ziemlich schnell klar, dass es sich vielmehr um literarische Fiktion mit einem Hauch „magical realism“ handelt, die den Zweck einer Allegorie verfolgt.
Das Buch thematisiert sehr stark die Themen Verlust und Trauer ausgehend von den verschiedenen Charakteren. Im ersten Teil begleiten wir Lewis und Wren in ihrem neuen Leben, während im zweiten Teil Wrens Mutter Angela ihre Lebensgeschichte erzählt. Dadurch lernen wir Wren noch besser kennen und verstehen, warum sie so handelt, wie sie es im ersten Teil des Buches tut.
Der dritte Teil, der sich mit Lewis' Leben nach der Verwandlung beschäftigt, fällt leider im Vergleich zu den ersten beiden Teilen etwas hastig erzählt aus und konnte mich daher emotional nicht so sehr berühren.

Emily Habeck schafft es, mir ihrer einzigartigen Prämisse eine grandiose Allegorie zu schaffen. Sie erzählt von langsam voranschreitenden Krankheiten, die einem Menschen seine komplette Persönlichkeit nehmen und stellt dabei nicht nur auf die Person selbst ab, sondern auch auf die Angehörigen, die in solchen Situationen leider oft viel zu sehr im Unsichtbaren bleiben.
Am Ende bleibt die große Frage: Würdest du mich immer noch lieben, wenn ich in Hai wäre?