Schopenhauer in die heutige Zeit übersetzt

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heike lohr Avatar

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"Shitmoves" von Iris Gavris und Matthias Renger ist eine Neufassung von Schopenhauers "Die Kunst Recht zu behalten", die schon genial als Film ein hippes Revival erlebt hat (Die brillante Mademoisella Neila mit Christian Clavier und Camélia Jordana).
Die Kunst Recht zu haben, The Art of Being Right, gibt Aufschluss über unser manipulatives Verhalten und wie wir diesem Verhalten anderen gegenüber unterliegen. Wir können uns wehren und wir können diese Strategien entkräften, vor allem können wir unsere Identität bewahren, selbst wenn wir verlieren, sobald wir uns durch diese manipulativen Praktiken nicht in unserer Persönlichkeit angegriffen fühlen, sondern wissen, dass die anderen unsicher sind und keine Argumente haben.
Wenn ein Paar so ein Buch schreibt, wird der fiktive Dialog, das Nachahmen von realen Situationen in geschriebener Version zu einem amüsanten und lehrreichem Leseerlebnis, das mich mit Alltagsszenen berührt: "Könntest du bitte schnell die Wäsche aufhängen?" so in etwas nach der Arbeit begrüßt zu werden, ruft eine Reaktion wie "Kannst du dir vorstellen, dasss manche einen harten und anstrengenden Arbeitstag haben und jetzt gerne ihre Ruhe haben wollen?" zu kontern, kann zu interssanten Reaktionen führen wie etwa "Hattest du Stress bei der Arbeit?" oder zu Anteilnahme führen.
Eines sollte das bittende Gegenüber, das jetzt keine Zeit mehr zum Wäscheaufhängen hat, haben: nämlich die Gewissheit, dass es selber etwas geleistet hat und sich nicht nur etwas leistet (das bissig zurück sprechende Gegenüber meint damit eine Unverschämtheit).
Die schon in der Leseprobe angeführte Grundformel, füreinander - jenseits aller schlechten Emotionen und Überlastungen - Verständnis füreinander zu finden, empfinde ich als exzellent. Genauso gefällt mir die Übertragung in die heutige Zeit mit all ihren stressigen Alltagsproblemen und Stimmungen. Für mich ist dieser ratgeber eine Hilfe, um mich noch besser gegen solche Dismoves von besonders egoisitsichen und dominanten mItmenschen zur Wehr zu setzen.
Ein Buch, das ich sofort lesen würde, wenn ich es in Händen hätte und ich könnte es nicht aus der Hand geben. Kurzum ich bin begeistert und fühle mich beruhigt, dass es solch eine Alltagshilfe gibt.
Die dunkle und irgendwie negative Stimmungen hervorrufende Hülle des Buches kontrastiert blendend zum positiven und stimmungsaufhellenden Gehalt des Buches.