Das Leben nimmt seinen Lauf

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theresia626 Avatar

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Nickolas Butler entführt den Leser in seinem Debütroman „Shotgun Lovesongs“ nach Little Wing im Norden Wisconsins, einer Kleinstadt im Westen der USA. Fünf Freunde, die jetzt in den Dreißigern sind, stehen im Mittelpunkt der Geschichte, die mit dem Junggesellenabschied von Kip Cunningham beginnt. Er und Felicia werden im Oktober heiraten. Neun Jahre war er als Rohstoffhändler in Chicago sehr erfolgreich. Er investierte sein Geld in Termingeschäfte mit Mais, Kaffee und Schweinebäuche und verdiente Millionen. Nach seiner Rückkehr kaufte er die stillgelegte Futtermühle im Zentrum der Stadt. Leland Sutton, oder einfach nur Lee, hatte sich nicht weit von seinem Farmhaus entfernt in einem alten Hühnerstall ein Tonstudio eingerichtet und ein Album aufgenommen, das auch titelgebend für den Roman ist. Seine Lieder wurden Hymnen und er ein reicher Mann. Nach seinen erfolgreichen Tourneen zieht es ihn immer wieder nach Hause, um seine Freunde wiederzusehen und sie irgendwie zu unterstützen, so wie er seinem alten Jugendfreund Ronny Taylor finanziell unter die Arme greift. Ronny war Alkoholiker und ein professioneller Rodeoreiter, bis ein Sturz im Alkoholrausch sein erfolgreiches Leben beendete. Henry Brown lebt mit seiner Ehefrau Beth und ihren beiden Kindern auf einer Farm mit zweihundert Kühen. Nicht nur Kip heiratet, Lee und Ronny gehen gleichfalls den Bund der Ehe ein. Nicht alles läuft harmonisch und problemlos zwischen den Freunden ab. Zwei der drei neuen Ehen geraten schon bald in eine schwere Krise, und selbst die älteste Verbindung zwischen Beth und Henry ist gefährdet, weil ein Vertrauensbruch ans Licht kommt, der nicht nur ihre Ehe fast zerstört, sondern auch die alte Freundschaft.

„Shotgun Lovesongs“ ist ein ruhiger, gefühlvoll erzählter Roman über Freundschaft, Rivalität, die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Treue und Heimatverbundenheit. Er zeigt auf, wie nah sich Freunde sein können. Einige haben ihre Heimat nie verlassen, leben auf dem Land, das seit Generationen in ihrem Besitz ist, andere wurden erfolgreich, kehrten nach Hause zurück und finden auch in ihrer Heimat nicht das ersehnte Glück, nach dem sie suchen. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, in der jeder der Protagonisten zu Wort kommt. Gekennzeichnet sind diese Kapitel durch die jeweiligen Anfangsbuchstaben. Der Roman ist nicht frei von Längen und gerade zum Ende hin mit der ausführlichen Rückblende, die den schweren Konflikt verständlich macht und den Versuchen, den Riss auf zum Teil ausgefallene Weise wieder zu kitten, nicht durchweg spannend. Die Handlung ist vielleicht doch etwas dünn für 420 Seiten. Ich finde „Shotgun Lovesongs“ nicht schlecht, aber auch nicht überragend.