Shotgun Lovesongs

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regenprinz Avatar

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Ich habe dieses Buch gerne gelesen, es vermittelt ein anschauliches Bild vom ländlichen Wisconsin und dem Leben dort. Alte Freunde sind sie - Henry, Beth und Lee, Ronny und Kip, der nicht so wirklich dazupasst, aber nach einer längeren Zeit in Chicago auch wieder nach Little Wing zurückkommt. Lee, der berühmte Musiker, kehrt ebenfalls immer wieder nach Hause zurück, um allein mit dem Traktor übers Feld zu fahren und in der Einsamkeit wieder Kraft zu tanken. Viele Erinnerungen verbinden sie alle miteinander und auch mit der alten Mühle im Ort, die jetzt wieder ein Treffpunkt ist.
Die Geschichte fand ich insgesamt schön und stimmig, teilweise sogar anrührend, wenn es um z.B. um Ronny geht, den ehemaligen Rodeoreiter, der nach einem bösen Sturz unter Alkohol sein Leben ganz neu angehen muss. Im Laufe der Geschichte war jedenfalls er es, der mir am meisten ans Herz wuchs und dessen Entwicklung mich interessierte (vielleicht auch, weil die anderen Figuren nicht wirklich eine Entwicklung durchmachen). Der Roman schafft es dabei, auch die eher dramatischen Momente im Verlauf der Handlung gänzlich unspektakulär darzustellen - da hätte ich mir manchmal ein bisschen mehr Pep gewünscht. Die Gleichförmigkeit, in der die Geschichte erzählt wird, passt zwar bestens zum Schauplatz des Ganzen und soll den Handlungsort bzw. den Hintergrund vielleicht so noch einmal widerspiegeln, aber echte Spannung kommt beim Lesen so eben nur ganz selten auf und das fand ich schade.
Die Figuren sind gut dargestellt, durch die wechselnden Perspektiven bekommt man recht tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelten und kann beim Lesen nachempfinden, warum sie wie handeln. Aber trotz einiger Irrungen und Wirrungen läuft doch alles eher gemächlich ab - der Alltag bestimmt die meiste Zeit das Leben. Die Romanthemen Freundschaft und Vertrauen stehen dabei im Vordergrund; nebenbei geht es passend auch um Liebe, Familie, Zugehörigkeit u.ä., das fand ich alles schön umgesetzt und den leicht nostalgischen Touch nicht übertrieben.
Was ich mir noch ein bisschen mehr erhofft und gewünscht hätte, war Musik in der Geschichte. Von den titelgebenden Shotgun Lovesongs erfährt man nur sehr wenig Konkretes (und erst relativ spät im Buch), auch sonst spielen Lees Musikstücke und Texte kaum eine Rolle. Dabei hätte man seine fiktiven Songs doch so schön in diesen Roman integrieren können, denn angeblich geht es darin ja häufig um Wisconsin, das Leben und die Menschen dort.
Fazit: Ein schönes Buch - mit einem kleinen Schwachpunkt, was Spannung angeht.