Der Geschichtenerzähler

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
barbara62 Avatar

Von

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Namen Sabrina Janesch bis kürzlich nicht kannte, vielleicht schon gehört hatte, aber nichts damit verband. Nun sind mir aktuell so lobende Rezensionen zu ihrem Roman "Die goldene Stadt" aufgefallen, dass ich unbedingt eines ihrer Bücher kennenlernen möchte.

Da meine Mutter als Kind mit ihrer Familie aus dem Sudentenland vertrieben wurde, hat mich das Thema Flucht und Vertreibung seit jeher interessiert. Josef Ambacher, der Vater der Ich-Erzählerin Leila, wurde als Kind mit seiner Familie für zehn Jahre nach Sibirien verbannt. Wie es dazu kam und woher seine Vorfahren stammten, wird kurz und sehr gut verständlich erklärt, wofür ich der Autorin dankbar bin, da mir die Geschichte des Ostens und Orte wie Galizien, Egerland und Wartheland nicht so vertraut sind, wie sie es angesichts der gemeinsamen Geschichte sein sollten. Später kam Josef Ambacher als Aussiedler nach Deutschland, wo er als selbständiger Programmierer zwar Erfolg hatte, doch bleibt die Familie einschließlich der nachgeborenen Tochter Leila "am Rand".

Vater und Tochter verbindet das Geschichtenerzählen, Leila hängt an den Geschichten des Vaters wie an einem Tropf. Das Verhältnis zur Mutter scheint längst nicht so innig zu sein. Daher auch die heftige Reaktion der Tochter, als die Mutter den Vater wegen Demenz und Schizophrenie einweisen lassen will. Dabei weiß Leila von den Stimmen im Kopf ihres Vater seit sie ein Kind ist.

Die Leseprobe hat mich sehr angesprochen. Gerne würde ich mehr über die Verbannung der Familie Ambacher und ihr Ankommen in Deutschland erfahren, genauso wie über den Lebensweg der nachgeborenen Tochter Leila. Ganz besonders interessiert mich auch, warum der Vater alle persönlichen Unterlagen verbrannt hat.