Ein unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte

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katrinb Avatar

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Die Autorin öffnet in ihrem Buch ein eher unbekanntes Kapitel der deutsch-russischen Geschichte. Es geht um die Verschleppung deutscher Zivilisten nach Kasachstan.
Das Buch setzt ein im Jahr 1990. Erzählerin ist Leila, die Tochter von Josef Ambacher, der als kleiner Junge von der Sowjetarmee nach Kasachstan verschleppt wurde. Als zahlreiche Aussiedler nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kleinstadt Mühlheide erreichen, wird Josef wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Seine Tochter unterstützt ihn dabei, das Erlebte zu verarbeiten und bringt uns als Leser*innen die Geschichte ihres Vaters nahe.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig, ihr gelingen eindrückliche Szenen und authentische, glaubhafte Charaktere aus Fleisch und Blut. Vor allem der Erzählstrang, der in Kasachstan spielt, hat mich sehr gefesselt. Die Landschaftsbeschreibungen sind fesselnd, man spürt die Weite der Landschaft, die Kargheit, die Kälte und die armseligen Lebensbedingungen, unter denen das Kind Josef zu leiden hatte. Er ist und bleibt ein Fremder, sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland, wo er auch nicht richtig dazu gehört.
Fazit: Eine spannende Familiengeschichte, angesiedelt in einem „exotischen“ Umfeld vor dem Hintergrund aufwühlender Zeiten – das ist der Stoff, aus dem tolle Bücher gemacht sind. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung!