Eine warme Reise in die kalte Vergangenheit

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blütenstengel Avatar

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Diese verwobene Familiengeschichte entspinnt sich zwischen der Vergangenheit des Vaters und der Gegenwart bzw. Kindheitserinnerung seiner Tochter. Die Vergangenheit des Vaters in einer kasachischen Kolchose ist authentisch geschrieben und sorgt für Gänsehaut. Die Erinnerungen an diese Zeit sind wunderschön detailliert, aber auch grausam. Es ist leicht sich in die Charaktere einzufühlen und mit ihnen auf diese Reise zu gehen. Durch die bildliche Sprache erschienen mir beim Lesen die Orte und Menschen vor Augen und ich war ganz Teil der Erzählung. Zudem wird ein schmerzhafter Teil deutscher Geschichte behutsam erzählt und ein Licht auf die deutschen Aussiedler geworfen, die nach Ende des 2. Weltkrieges im doppelten Sinne verloren hatten. Sie waren kein Teil der Grausamkeiten der Nationalsozialisten und in deren abstrusen Sinne auch nicht deutsch. Aber nach Kriegsende wurden sie als Deutsche von den Alliierten angesehen und vertrieben. Bei ihrer Rückkehr nach Deutschland in den 90er-Jahren, waren sie aber abermals keine Deutschen. Was das permanente Abseits stehen mit einer Menschenseele anstellt und wieviel Schmerz, Liebe und Hoffnung in ein Menschenleben passt, wird am Beispiel Josef Ambachers von Sabrina Janesch erzählt. Unbedingt lesen.