Erinnern Sie sich?

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Sabrina Janesch erzählt in "Sibir" eine Familiengeschichte mit realem Hintergrund:

1945, als Josef 10 ist, werden er & seine Familie nach Kasachstan verschleppt. 1955 kehren sie nach Deutschland zurück. 10 Jahre, in denen Josef das Überleben in der Steppe lernt.

1990 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kommt eine Woge Aussiedler in Mühlheim (Niedersachsen) an - und Josef wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

"Das Dorf, es sei für alle, die es betraten und bewohnten, die Fremde gewesen, nichts an ihm sei eigentlich oder wesentlich erschienen, niemand habe es mit Liebe oder Wehmut bedacht, jedenfalls nicht damals. Das habe ich Vater öfter sagen hören, meistens voller Liebe und Wehmut." (Seite 84)

Nachdem Josef an Demenz erkrankt, setzt seine Tochter Leila sich mit der Geschichte ihres Vaters und den Erinnerungen an ihre Kindheit auseinander.

Die Kindheiten der beiden werden auf sehr schöne Art & Weise verknüpft - und das in einer ganz eigenen Sprache, die mir sehr gut gefallen hat.

Sabrina Janesch vermittelt Einblicke zur Situation der Verschleppten & der Aussiedler und sie schreibt über die Suche nach Heimat & die Geister der Vergangenhei.

Ein sehr lesenswertes Buch, das bewegt und nachdenklich macht.