Historische Geschichte im packenden Roman

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geschwaetz Avatar

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Die Biografien vieler Menschen ähneln sich. Historische Geschichte und Familiengeschichten wiederholen sich ebenso wie Konflikte zwischen Menschen, Familien und Gesellschaften über viele Generationen immer wieder.
Sabrina Janesch erzählt in ihrem Roman „Sibir“ spannend, einfühlsam und authentisch das ereignis- und erlebnisreiche Leben des Josef Ambacher, das stellvertretend für unzählige vertriebene, verschleppte, geflüchtete Menschen, die Opfer von Kriegen und Willkür wurden, steht.
Die Autorin beschreibt die Verschleppung deutscher Zivilisten durch die Rote Armee, die diese Menschen 1945 in Viehwaggons nach Sibirien transportierte und wie diejenigen, die diese wochenlange Fahrt überlebt haben, in der Kasachischen Steppe unter Aufsicht der Sowjets versuchten weiter zu leben. Wer sich nicht an die Regeln hielt, wurde in einen Gulag (Straf- und Arbeitslager) geschickt.
Durch das Abkommen Konrad Adenauers mit Nikita Chruschtschow durften die Zivil-und Kriegsgefangenen 1955 nach Deutschland ausreisen.
Als 1990/91 nach dem Zerfall der Sowjetunion Russlanddeutsche Aussiedler im deutschen Mühlheim ankommen, in dem Josef Ambacher mit seiner Familie lebt, werden Erinnerungen wach.
Knapp 30 Jahre später wird Josef Ambacher dement und seine Tochter versucht ihm einige Erinnerungen an seine Kindheit zu entlocken, um sie aufzuschreiben und diese Zeit zu rekonstruieren. Die Zeitzeugen sterben langsam aus. Umso wichtiger ist es, so viele Details wie möglich aufzubewahren und weiter zu reichen.
Ich bin begeistert von diesem sehr guten Buch zu einem wichtigen und interessanten Thema. Leseempfehlung!
Für das Cover hätte ich mir ein Motiv der Steppe Kasachstans gewünscht, denn die hat den Protagonisten nie losgelassen.