Vergleichende Erinnerungen

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gabriele 60 Avatar

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Erinnerungen an den Vater, seine Kindheit und die eigene Kindheit. Manches ist interessant, einiges langweilig.

Sabrina Janesch ist deutsch-polnischer Abstammung, was ihr Schreiben maßgeblich beeinflusst. In ihren Romanen bezieht sie sich mehrmals auf die Familiengeschichte, schaut sich im Osten um, erzählt von ihren Vorfahren.

Auch in diesem Buch greift sie in die Geschichtsschublade und erzählt, was Deutsche in Sibirien erlebt haben. Das ist interessant, weil es für mich manches Unbekannte enthält. Nicht gelungen sind dagegen die Erinnerungen an die Kindheit der Protagonistin. Mit denen versucht sie Vergleiche anzustellen zwischen der Kindheit eines Deutschen, der nach Sibirien verschleppt wurde und seiner Tochter, die in Deutschland unter Aussiedlern aufwuchs. So manches wurde ähnlich empfunden.

Während die Erlebnisse in Russland wegen der Fremdheit und der großen Weite noch das Kopfkino anregten, ließ mich die Kindheit der Erzählerin kalt, löste kaum Gefühle in mir aus. Ganz im Gegenteil, manche Schilderung langweilte mich so, dass mir immer wieder die Augen zufielen.

Ich bin zwiegespalten zurück geblieben: Angetan von der angenehmen Sprache und der gelungenen, auf Recherche beruhenden Geschichte aus Sibirien, doch enttäuscht von dem Kindheitsstrang in Deutschland vergebe ich drei Sterne.