Die Geheimnisse einer Familie
Emma wächst damit auf, dass ihre Mutter verspricht, ihr dereinst die Familiengeheimnisse zu erzählen. Doch bis auf Andeutungen ergibt sich kein Gespräch - auch nicht, als die Mutter aufgrund einer Krebserkrankung im Sterben liegt. Erst danach geht Emma auf die Suche - als Journalistin ist sie es ja gewohnt, in Archiven zu stöbern und Betroffene zu interviewen. Das Ergebnis hat Emma Brockes nun in "Sie ging nie zurück" veröffentlicht, einem Buch, das weder klassische Biographie noch Roman ist.
In ihrer Kindheit hat Emma zwar erfahren, dass Paula oder Pauline, wie ihre Mutter zu unterschiedlichen Zeiten genannt wird, aus Südafrika stammt und dort eine große Familie mit sieben Halbgeschwistern hatte. Sie weiß auch, dass ihre Großmutter sehr früh gestorben ist, als Paula erst zwei Jahre alt war. Im Dunkeln bleibt in den Erzählungen der Mutter die Rolle des Vaters. Nur einmal ist die Rede von einem Gerichtsprozess und der Waffe, mit der Paula ihren gewalttätigen Vater erschießen wollte.
Emma geht auf Forschungsreise - sie besucht Südafrika und die noch lebenden Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Sie forscht im Archiv nach den Unterlagen zum Inzest-Prozess gegen ihren Großvater. Und sie trinkt viel - beinahe jede Begegnung mit der Verwandtschaft endet in einem Gelage.
Doch trotz aller Recherche bleibt die Geschichte seltsam unklar. Dies liegt wohl auch daran, dass sich die Verwandten nicht erinnern wollen. Der Vater, Schwiegervater, Onkel, Neffe und Cousin ist längst verstorben, man hat ihn und seine Taten verdrängt und vergessen. Und auch Emma gelingt es nur in geringem Maße, diese Verdrängung aufzubrechen.
Dazu kommt, dass Brockes einen - mir sich nicht ganz erschlossen habenden - Weg wählt, die Erinnerungen der Verwandten darzustellen. Sie schreibt über ihre eigenen Erinnerungen an die Gespräche, wobei häufig die äußeren Umstände, wie die Landschaft, die Einrichtung der Wohnung oder innerfamiliäre Probleme, einen größeren Raum einnehmen als die eigentliche Geschichte. Damit verwässert der Vorwurf des Inzests, des Missbrauches der eigenen Töchter durch den alkoholisierten und brutalen Vater. Andererseits ist auch verständlich, dass sich die missbrauchten Töchter einen Weg bahnen mussten, um mit den traumatisierenden Erlebnissen umgehen und leben zu können.
Für die Lektüre ist diese Art des Schreibens nicht gerade förderlich. Deshalb bleibe ich auch seltsam unentschlossen in meiner Wertung. Mir fehlen viele Aspekte, mir fehlt auch eine klarere Sprache. Immerhin spielt ein Teil der Geschichte im Apartheidsregime - aber dieses wird kaum erwähnt. Auch psychologische Deutungen finden sich nur am Rande wieder - wären aber vielleicht für das Verständnis der Geschichte sinnvoll gewesen. Auch muss ich sagen, dass mir diese Unentschiedenheit im Genre nicht wirklich gefällt. Daher nur 3 von 5 Sternen.
In ihrer Kindheit hat Emma zwar erfahren, dass Paula oder Pauline, wie ihre Mutter zu unterschiedlichen Zeiten genannt wird, aus Südafrika stammt und dort eine große Familie mit sieben Halbgeschwistern hatte. Sie weiß auch, dass ihre Großmutter sehr früh gestorben ist, als Paula erst zwei Jahre alt war. Im Dunkeln bleibt in den Erzählungen der Mutter die Rolle des Vaters. Nur einmal ist die Rede von einem Gerichtsprozess und der Waffe, mit der Paula ihren gewalttätigen Vater erschießen wollte.
Emma geht auf Forschungsreise - sie besucht Südafrika und die noch lebenden Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Sie forscht im Archiv nach den Unterlagen zum Inzest-Prozess gegen ihren Großvater. Und sie trinkt viel - beinahe jede Begegnung mit der Verwandtschaft endet in einem Gelage.
Doch trotz aller Recherche bleibt die Geschichte seltsam unklar. Dies liegt wohl auch daran, dass sich die Verwandten nicht erinnern wollen. Der Vater, Schwiegervater, Onkel, Neffe und Cousin ist längst verstorben, man hat ihn und seine Taten verdrängt und vergessen. Und auch Emma gelingt es nur in geringem Maße, diese Verdrängung aufzubrechen.
Dazu kommt, dass Brockes einen - mir sich nicht ganz erschlossen habenden - Weg wählt, die Erinnerungen der Verwandten darzustellen. Sie schreibt über ihre eigenen Erinnerungen an die Gespräche, wobei häufig die äußeren Umstände, wie die Landschaft, die Einrichtung der Wohnung oder innerfamiliäre Probleme, einen größeren Raum einnehmen als die eigentliche Geschichte. Damit verwässert der Vorwurf des Inzests, des Missbrauches der eigenen Töchter durch den alkoholisierten und brutalen Vater. Andererseits ist auch verständlich, dass sich die missbrauchten Töchter einen Weg bahnen mussten, um mit den traumatisierenden Erlebnissen umgehen und leben zu können.
Für die Lektüre ist diese Art des Schreibens nicht gerade förderlich. Deshalb bleibe ich auch seltsam unentschlossen in meiner Wertung. Mir fehlen viele Aspekte, mir fehlt auch eine klarere Sprache. Immerhin spielt ein Teil der Geschichte im Apartheidsregime - aber dieses wird kaum erwähnt. Auch psychologische Deutungen finden sich nur am Rande wieder - wären aber vielleicht für das Verständnis der Geschichte sinnvoll gewesen. Auch muss ich sagen, dass mir diese Unentschiedenheit im Genre nicht wirklich gefällt. Daher nur 3 von 5 Sternen.