Einfühlsam, so nah am Leben, berührend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kattig Avatar

Von

Der Roman von Emma Brockes hat für mich einen unglaublichen Schreibstil. Er ist enorm flüssig und gut lesen, gleichzeitig hat er aber dennoch nichts von einer leichten Sommerlektüre, wobei das nicht nur am Thema liegt. Es ist so realistisch geschrieben, dass man die Nähe zur Realität und dem wahren Leben förmlich spürt. Dennoch hat es nichts von einer voyeuristischen Erzählung.
Der Autorin ist ein wunderbares Buch über ihre Mutter und deren tragische Familiengeschichte gelungen. Ohne Mitleid erhaschen zu wollen, aber dennoch mit dem nötigen Respekt und dem notwendigen Einfühlungsvermögen.
Es wurde nie langweilig und die Kapitel sind mit alten Fotos ihrer Familie bzw. der ihrer Mutter ergänzt, was das Gesamtwerk für mich noch runder macht.

Das Buch beginnt mit dem Tod Emmas Mutter Paula nach einer Krebserkrankung. Obwohl ihre Mutter immer wieder Andeutungen von ihrer Kindheit in Südafrika macht, schafft sie es letzten Endes nicht ihrer Tochter die ganze Wahrheit zu erzählen.
Emma durchforstet die Briefe ihrer Mutter und fliegt schließlich nach Südafrika um sich mit den noch lebenden Geschwistern ihrer Mutter zu treffen. Nicht alle sind bereit offen mit Emma zu reden, manche Themen werden totgeschwiegen und das schwierigste Thema, das ihres Großvaters Jimmy, wird nur ansatzweise angeschnitten. Nur der "schwierige" Bruder Tony, der Alkoholiker, ist offen und erzählt Emma ohne etwas auszulassen von der Kindheit mit dem alkoholsüchtigen und gewalttätigen Vater.
Für mich ein sehr gut geschriebenes Buch, das zeigt wie hart und ungerecht das Leben sein kann. Das aber auch zeigt, dass es viele Wege gibt mit seinem Schicksal umzugehen und sich mit ihm "zu arrangieren".