Sie ging nie zurück

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Die Autorin versucht, Kindheit und Jugend ihrer Mutter zu rekonstruieren. Diese wuchs in einer Großfamilie in Südafrika auf. Der Alltag war geprägt von der Gewalttätigkeit des Vaters, der sich auch mehrfach an seinen Töchtern verging. Als junge Frau hat die Mutter das Land schließlich verlassen und ging nach England, wo die Autorin zur Welt kam und aufwuchs. Die Mutter hat nie mit ihr über diese Dinge gesprochen, sondern nur Andeutungen gemacht. Nach ihrem Tod begibt sich die Autorin auf Spurensuche.
Ein sehr schwieriges und sensibles Thema, gerade wenn es um die eigene Familie geht. Man will vieles nicht wahrhaben, so etwas passiert doch nur den anderen. Es ist sehr mutig von der Autorin, dieses Thema in aller Öffentlichkeit anzugehen. Doch der Mut verlässt sie dann auch wieder. In weiten Teilen hat das Buch mit dem Thema wenig zu tun. Obwohl die Autorin sehr gut schreibt und mit ihrem Stil auch unterhalten kann, verliert sie sich zuweilen zu sehr in Belanglosigkeiten, sie redet um das Thema herum und arbeitet die Tragödie nur in Ansätzen heraus. Wenn man sich schon traut, ein Buch über ein so heikles Thema zu schreiben, dann sollte man das auch tun. Damit meine ich nicht die Schilderung irgendwelcher Gewaltszenen im Detail, die sind für dieses Buch nicht nötig, aber die seelischen Auswirkungen hätten etwas mehr im Mittelpunkt stehen dürfen. Stattdessen kommen ziemlich viele Nebensächlichkeiten, die das Buch teilweise langweilig machen. Auch springt die Autorin zeitlich und räumlich oft hin und her, was gerade bei den weitläufigen Verwandtschaftsverhältnissen etwas verwirrend ist. Das hätte man etwas ruhiger und systematischer darstellen dürfen. Was insgesamt sehr gut herauskommt, ist die Bewunderung der Autorin für die Mutter, die in der Familie offensichtlich am deutlichsten gegen den gewalttätigen Vater aufbegehrt und versucht, das Schema von Gewalt, das oft von Generation zu Generation weitergegeben wird, zu durchbrechen um ihr Kind vor ähnlichen Erlebnissen zu schützen.