Direkt aus dem Leben. Oder zumindest ziemlich nah dran.

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Kurz zum Buch

Langeweile ist für Sybille Bullatschek ein absolutes Fremdwort. Nicht nur in ihrem Job als Pflägekraft im Altenheim Sonnenuntergang geht es ständig hoch her, auch privat schiebt Sybille keine ruhige Kugel. Egal, ob es sich dabei um das neue Smartphone ihrer Eltern handelt, bei dem die Autokorrektur mehr als eine Unterhaltung ins Unkenntliche verzerrt oder um James Bond, der seinen Audi am Liebsten Stoßstange zu Stoßstange parkt und ein Verwenden ihres Wagens somit unmöglich macht. Nein, zur Ruhe kommt Sybille wirklich nicht. Mit ihrer direkten und tollpatschigen Ader stolpert sie von einer witzig-absurden Situation in die nächste und zeigt, wie unglaublich komisch das Leben sein kann.

Sprache und Stil

Neben dem ungewöhnlichen Buchtitel „Sie haben Ihren Rollator beim Zumba vertauscht“, ist es vor allem der Name der Autorin, der ins Auge sticht. Denn Sybille Bullatschek ist die Protagonistin dieses Werkes und der Pseudonym von Ramona Schukraft, die ihre Pflägekraft durch das Buch selbst mit den Leserinnen und Lesern kommunizieren lässt. Die kurzen Sätze und die leicht verständliche Sprache, die immer wieder in Mundart abdriftet, machen die Geschichte leicht verständlich und sie wirkt authentisch. Es liest sich wie eine gute Comedy-Verfilmung. Das einig irritierende ist tatsächlich die offensichtlich falsche Rechtschreibung des Wortes Pflegekraft.

Sybille

Sybilles Leben ist so bunt und schillernd in allen nötigen und unnötigen Details geschildert, dass es nur so vor dem geistigen Auge vorbeizieht. Und die Pflägekraft einfach sympathisch macht. Sybille ist nicht perfekt, weder ihr Körperbau noch mit ihrer Art, ihr Leben zu meistern. Doch es sind die Hopplas, die missglückten Ausreden und ihre fröhliche Art, die sie einen ins Herz schließen lässt. Sie stellt sich ihren Herausforderungen im Leben, versucht diese gut möglichst zu umschiffen (was oft weniger gelingt als sie gerne hätte) und versucht, nicht die Geduld zu verlieren. Statt schimpfend vor ihrem Auto zu stehen, weil sie erneut zugeparkt wurde, klebt sie ein Post-it an die Scheibe, der ihrem Ärger Luft macht, aber keinen Schaden anrichtet. Statt die Geduld mit dem bösartigen und ständig schlecht gelaunten Bewohner des Seniorenheims zu verlieren, überlegt sie, wie sie diese Eigenschaften am besten nützen kann. Ich denke, von Sybille können wir alle noch viel lernen.

Fazit

Für mich war es ein eher ungewöhnliches Buch, da ich normalerweise in komplett anderen Genres unterwegs bin. Dennoch habe ich jede Seite genossen. Es war so erfrischend anders. Direkt aus dem Leben. Oder zumindest ziemlich nah dran. Die Abwechslung aus Fettnäpfchen, Zufällen und dem Leben haben ein Buch geschaffen, das zum Schmunzeln bringt. Das die Probleme und Herausforderungen des eigenen Alltags in den Schatten stellt und zeigt, dass das Leben auch mit Humor zu bewältigen ist.