interessante Doppelbiografie

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maulwurf123 Avatar

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Der Roman "Sie haben mich nicht gekriegt" stammt aus der Feder von Felix Kucher und ist am 1. März diesen Jahres im Picus-Verlag erschienen. Es handelt sich hierbei um eine interessante Doppelbiografie, in welcher der Autor die sehr unterschiedlichen Lebenswege zweier Frauen schildert, die jede auf ihre ganz eigene Art dem Faschismus im 20. Jahrhundert begegnet.

Zum Einen gibt es da die junge Frau mit Namen Marie, welche behütet in einer assimilierten jüdischen Familie in Bayern aufwächst und schon früh von ihrem Vater dazu auserkoren wird, eines Tages seine Buchhandlung zu übernehmen. Was Marie zunächst als Zwang empfindet, wird bald schon zu ihrer großen Leidenschaft und nach ihrer Flucht in die USA zu ihrer großen Lebensaufgabe.
Zum Anderen schildert das Buch den Lebensweg von Tina, welche als Arbeiterkind in bitterer Armut in Norditalien geboren wird. Zunächst wird sie über den Umweg Hollywood zur Fotografin, schließlich jedoch zur kommunistischen Revolutionärin. Bis zur Erschöpfung engagiert sie sich, geht stets dorthin wo die Partei sie hinschickt - sei es in den spanischen Bürgerkrieg oder ins revolutionäre Mexiko.
Doch welcher Lebensentwurf ist geglückter? Die Revolution mit Leib und Seele oder die 'stille' Variante zwischen Buchdeckeln?

Anschaulich und bildhaft werden die beiden, so unterschiedlichen Lebenswege vom Autor Felix Kucher beschrieben. Gekonnt verknüpft er beide Handlungsstränge miteinander, verflicht sie auf gelungene Weise miteinander. Als Leser wird man richtig mitgerissen. Packend und fesselnd ist der Schreibstil; auch wenn an manchen Stellen etwas langatmig erzählt, gelingt es dem Autor doch, dass man die Kapitel wie in einem Rutsch verschlingt. Die Protagonistinnen mit ihren jeweiligen Lebenswegen wirken authentisch. Ihre Gedanken, Handlungen und Lebensweisen werden schlüssig geschildert.

Insgesamt eine interessante, historische Doppelbiografie, die mit über 500 Seiten eine stolze Länge aufweist. Hier wäre etwas 'Kompaktheit' bei der Erzählweise des Autors sicher kein Fehler gewesen. Dennoch eine Leseempfehlung und vier Sterne.