Zeitgeschichte anschaulich und lebendig erzählt

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Tina, hineingeboren in ärmliche Verhältnisse muss mit nur dreizehn Jahren die Schule aufgeben und in einer großen Weberei den Webstuhl bedienen. Die italienische Familie ist ständig begleitet von Hunger und Armut und als der Vater nach Amerika auswandert und das erhoffte Geld von dort ausbleibt, ist der Rest der Familie abhängig von Tinas Einkommen.
Einige Jahre später: Tina lebt inzwischen in Los Angeles und führt zusammen mit ihrem Mann ein Künstlerleben. Wieder einige Jahre später ist klar: Tina ist eine erfolgreiche Fotografin geworden, die geprägt von der erfahrenen Ungerechtigkeit, die Kommunisten weltweit unterstützt.

Marie Rosenberg ist das jüngste Kind, einer jüdischen Familie, die im beschaulichen Fürth lebt. Die Familie lebt nicht nach den jüdischen Traditionen, obwohl Marie sich in jungen Jahren sehr davon angezogen fühlt. (Zitat: „Jetzt ist eine andere Zeit. Wir sind inzwischen Deutschen, wir haben eine andere Kultur. Wir lesen Goethe und Schiller und glauben nicht mehr, dass Moses die Torah geschrieben hat.“)
Der Vater ist Buchhändler und bestimmt, dass Marie den Buchladen übernehmen wird. Ihr Wunsch Ärztin zu werden scheitert und so beugt sie sich dem Willen des Vaters und steigt mit in das Familienunternehmen ein.
Die unterschiedlichen Lebenswege der beiden Frauen werden von Felix Kucher faszinierend und anschaulich dargestellt. Die schnellen Wechsel zwischen den beiden Lebensgeschichten haben mich nicht gestört. Dennoch bin ich mit beiden Figuren nicht so richtig warm geworden.
Auch wenn der geschichtliche Hintergrund sehr intensiv und lebendig dargestellt wird, haben mich die Schicksale der beiden Frauen emotional nicht so berührt, wie es zu erwarten gewesen wäre. Eigentlich sehr schade.