Zwei Frauen mit interessanten Lebenswegen

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sigrid4 Avatar

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In diesem Buch dürfen wie die beiden Frauen Mary S. Rosenberg und Tina Modotti auf ihrem Lebensweg begleiten. Diese beiden sehr unterschiedlichen Frauen haben aber jede für sich ein interessantes Leben geführt und uns die damalige Zeit, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr gut nahe gebracht. So unterschiedlich sie auch waren, beide haben ihr Leben trotz der widrigen Umstände nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. Tina Modotti hatte schon einen viel schwierigeren Start ins Leben als Mary, aber sie hat durchgehalten und sich auch durchgesetzt gegen viele damalige Traditionen und vorgegebenen Lebensmodelle. Sie hatte es eigentlich ihr ganzes Leben lang schwer. Schon als Kind in Armut geboren, wollte sie durch die Politik die Lebenssituation der Menschen ändern. Der Kommunismus war für sie die richtige Lösung für dieses Problem. Ich war beeindruckt von der Zähigkeit dieser beeindruckenden Frau. Sie hat wirklich für ihren Traum einer gerechten Welt gelebt. Sie hat viel durchgemacht und ist meiner Meinung nach auch oft ausgenutzt worden. Sie erlebt so viele verschiedene Lebensmodelle. Sie ist Schauspielerin in Hollywood und sozusagen eine "Partykommunistin" - endlos diskutieren und reden, aber dann nicht nach den kommunistischen Vorstellungen leben. Sie wird zu einer erfolgreichen Fotografin und gibt dann ihr Leben wirklich dem Kommunismus hin. Sie reist über die ganze Welt, trifft die verschiedensten Menschen. Sie gibt ihr kapitalistisches Leben auf und geht voll in der Arbeit für die Kommunisten auf. Dafür lebt sie gefährlich und ist für viele Einsätze unterwegs. Sie wird sogar in manchen Ländern polizeilich gesucht und trotzdem hilft sie bei gewagten und gefährlichen Einsätzen den Unterdrückten. Sie begibt sich in Gefahr um anderen zu helfen. Es ist ein gewegtes Leben. Mir war sie sehr sympathisch, auch wenn manche ihrer Taten mir doch zu extrem erscheinen. Tina ist für mich eine besondere Frau. Man kann sie in keine Schublade stecken, auch ihr Verhältnis zu den Männern ist nicht den normalen Regeln der damaligen Zeit unterworfen. Sie hat viele Liebhaber und doch ist sie meiner Meinung nach immer für sich alleine. Aber ich glaube, der Kommunismus ist ihr zum Schluß wichtiger. Sie will sich nicht für einen Mann aufgeben. Ihre Bekannten sind teilweise sehr berühmt - Frida Kahlo sei hier genannt. Man erlebt diese Zeit sehr intensiv. Der Leser wird in die Künstlerkolonien eingeführt und erlebt die schrecklichen Zustände in Spanien. Es ist eine verrückte Welt und Tina mittendrin. Die Erzählung ist sehr gut geschrieben, man kann gut folgen und sich durch die sehr detailreiche Schilderungen alles gut vorstellen. Und das tollste ist natürlich dann der Gegenpart, nämlich das Leben von Mary. Sie wächst schon priviligiert auf. Als Tochter eines Buchhändlers und sehr intelligent. Mary hat den Traum Ärztin zu werden, aber die Umstände lassen ihn zerplatzen. Sie versucht alles ihn zu verwirklichen, aber an ihrem starken Vater und ihrer Liebe zu Büchern
scheitert sie mit diesem Traum. Erst sieht ihr Leben einfach aus, aber im Laufe der Zeit merkt man, das auch Mary immer gegen ihr eigenes Empfinden lebt. Sie möchte eigentlich das eine und macht das andere. Aber sie ist auch eine starke Frau, das erlebt man gerade in der Nazi-Zeit. Obwohl sie da wohl doch was blauäugig ist. Denn gerade sie als Jüdin ist gefährdet und nimmt es nicht ganz so ernst. Auch ihr Leben ist anders als der Frauen in der damaligen Zeit. Sie ist auch genauso gradlinig in ihrem Leben wie Tina. Beide eigentlich so unterschiedlich, aber sich doch so ähnlich. Mir hat Mary auch sehr gut gefallen. Sie findet immer eine Lösung und lässt sich durch nichts unterkriegen. Es hat mir sehr gut gefallen den beiden so unterschiedlichen Frauenschicksalen zu folgen. Ich wurde in eine mir unbekannte Welt geschickt und kam eigentlich voller ereignisreicher Erlebnisse wieder hervor. Es ist lebendige Geschichte und man lernt Dinge kennen, die einem vorher doch vielleicht nur nebelhaft bekannt waren. Auch wenn ich am Anfang Schwierigkeiten beim Wechsel der Erzählungen zwischen den Protagonistinnen hatte, konnte ich das Buch gut und flüssig lesen. Es hat Spaß gemacht, die vielen verschiedenen Charakteren zu erleben. Das Leben der damaligen Zeit aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Mir ist auch aufgefallen, wie frei und ungezwungen die vielen Reisen unternommen wurden. Dabei stelle ich mir das gerade in dieser Zeit noch sehr beschwerlich vor. Man war ja ewig unterwegs und das auch nicht gerade luxeriös und sicher. Aber trotzdem sind die Leute viel und auch weit gereist, aus welchem Grund auch immer. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen. Es ist voller Leben, interessant, spannend, lehrreich und gibt tiefe Einblicke in die verschiedenen Lebensmodelle. Ich hatte jedenfalls eine tolle Lesezeit und bin froh, das Buch gelesen zu haben.