Beeindruckend

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amirabooks_ Avatar

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Eine starke Frau mit einem großen Herz
„Ich könnte das nicht!“

Das habe ich beim Lesen dieses Buches ganz oft gedacht. Ich war beeindruckt von den Entscheidungen, die Soraya Alekozei getroffen hat und habe gestaunt darüber, wie konsequent sie mit ihren Entscheidungen lebt. Sie ist eine sehr starke Frau mit einem großen Herz – das wird im Verlauf ihrer Biografie deutlich. Als junge Frau kam sie nach Deutschland, ohne eine Verbindung zu diesem Land, das sie am Anfang nicht sonderlich herzlich aufnahm. Und doch hat sie sich durchgebissen und sich „ihr“ Deutschland geschaffen, in dem sie sich letztendlich doch zuhause fühlte. So sehr, dass sie für dieses Land die Uniform anzog und in ihrer alten Heimat Afghanistan Aufbauhilfe leisten wollte.

Wie sehr sich die Verantwortlichen in der Art des Bundeswehr-Einsatzes ISAF getäuscht haben, wird im zweiten Teil des Buches deutlich, in dem sie von ihren insgesamt sechs Einsätzen in Kunduz und Masar e Sharif erzählt. Sie berichtet davon, wie idealistische Soldaten nach Afghanistan kamen und gebrochene Veteranen nach Hause zurückkehrten. Wenn sie denn zurückkehrten. Sie beschreibt ihre Tätigkeit als Dolmetscherin, aber auch den Alltag der Fallschirmjäger und Kommandeure. Sie verheimlicht nicht, wie schnell aus Beruf und Berufung eine Welle der Angst hervorgehen kann. Ich fand es schon beim Lesen beklemmend, wie die Soldaten an ihren Standorten mit permanenter Lebensgefahr umgehen mussten. Wie schlimm muss das dann erst sein, wenn man es selbst erlebt?

Und die Frage, die über allem steht und die auch im Buch sehr deutlich wird, ist: Wofür? Wofür opfern deutsche Soldaten Jahre ihres Lebens, im schlimmsten Fall ihr Leben selbst? Es sollte „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein für ein Land, das selbst aus seiner Krise nicht herauskam. Und es wurde ein Krieg. Es gibt viele Stellen in dieser Biografie, an denen man innehalten und nachdenken sollte – auch über die eigenen Vorstellungen von Gut und Böse, von Moral und Verpflichtung. Ich finde, Soraya Alekozei und ihre Co-Autorin haben mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag geleistet, um der Wahrheit über den Afghanistan-Einsatz (abseits von den Medienberichten) näher zu kommen.

Sehr berührt war ich am Ende des Buches vom Epilog, den Soraya mit Aufruf beendet, die Leser sollen ihr schreiben und ihre eigenen Erfahrungen oder Lebenswahrheiten schildern. Sie beschließt den Epilog mit den Worten „Vielen Dank, dass Sie mir und meinem Leben Ihre Zeit gewidmet haben.“ Das zeigt besonders deutlich, dass sie eine umsichtige, herzliche und bescheidene Frau ist, die auf die ihr mögliche Art Großes geleistet hat.

Ein beeindruckendes Buch.